Wenn Erwin Pröll auf den Tisch haut, dann hat es Gewicht innerhalb der ÖVP: Da der niederösterreichische Landeshauptmann am Donnerstag meinte, man sollte Wissenschaft und Lehre nicht trennen und diese Agenden nicht in zwei Ministerien parken, wird dieser oft kolportierte „Plan" wohl vom Tisch sein.

Es wurde auch Zeit, denn die Leidtragenden wären wieder einmal die Universitäten gewesen. Sie hätten die Leistungsvereinbarungen und damit ihr Budget künftig mit zwei Ministerien unterschiedlicher Couleurs verhandeln müssen. Ein Mehraufwand an Bürokratie mit völlig ungewissem Ausgang.

Zukunftsministerium für Kurz

Recht eigenwillig klingt aber auch die immer wieder auftauchende Idee, Wissenschafts- und Lehrethemen fortan in ein Zukunftsministerium des ÖVP-Jungstars Sebastian Kurz zusammen zu fassen, wohl gemeinsam mit Jugend und was man sonst noch dem schwammigen Begriff „Zukunft" zuordnen mag.

Prinzipiell passen da ja dann Bildung, Technologie, Infrastruktur, Frauen und Familie auch hinein. Oder sind das etwa keine Zukunftsthemen? Ein bisschen viel für einen Politiker, der gerade einmal Staatssekretär im Innenministerium war. Momentan hat es jedenfalls den Anschein, dass man mangels einer Idee die Person als Idee verkaufen will.

Bedeutung nicht bewusst

Die wirklich traurige Erkenntnis ist aber: Wissenschaft und Forschung werden in Zeiten der Regierungsverhandlungen zur Verschubmasse, weil man sich in der österreichischen Politik ihrer Bedeutung nicht bewusst ist oder sie einfach ignoriert. Das lässt Gerüchte in der Community herumgeistern. Das jüngste: Das gesamte Wissenschaftsministerium und auch der Wissenschaftsfonds FWF kommen unter das Dach des Wirtschaftsministeriums, weil man dem die Jugend wegnimmt und Kurz gibt.

Wohl würde das Wirtschaftsministerium anders heißen: Vielleicht Wissenstransferministerium für standortspezifische Angelegenheiten? De facto würde das aber bedeuten: Die Grundlagenforscher bekommen Gelder für ihre Projekte dann von einem Ministerium, dessen oberstes Ziel zumindest bisher die Stärkung der Anwendung von Ideen und nicht das freie Forschen ohne Zielvorgaben war. Auf die Symbolik, die dieser Akt hätte, würde die heimische Politik mit Sicherheit keine Rücksicht nehmen.

Andere Länder, die auch zu den Innovationsleadern aufsteigen wollen, machen sich Gedanken, welche strukturellen Änderungen man umsetzen sollte, um das Ziel zu erreichen. Wir brauchen das offenbar nicht: Zum Beispiel Bildung und Wissenschaft stärken, indem man diesen Themen in Zukunft sichtbarer als bisher und mit deutlich mehr Geld die Bedeutung gibt, die sie haben, um ein Land wie Österreich weiter zu bringen. Damit es noch mehr wird, was es in Ansätzen schon ist: Eine reiche Wissensgesellschaft mit internationalem Ansehen. Ein idealer Standort für Industrieforschung ist Österreich laut jüngster Studien schon. Nur auf den Ideennachschub von den Unis vergisst man gern. (Peter Illetschko, derStandard.at, 2.11.2013)