Bild nicht mehr verfügbar.

Linz erwarb Emil Noldes "Maiwiese" 1953 von Welz.

Foto: REUTERS/Kunstmuseum Lentos Linz

Etliche deutsche Kunsthändler machten in der NS-Zeit prächtige Geschäfte mit entzogener, "arisierter" sowie "entarteter" Kunst, die per Gesetz aus öffentlichen Sammlungen verbannt worden war, darunter - neben Hildebrand Gurlitt - Ferdinand Möller, Karl Buchholz und Wolfgang Gurlitt. Der Cousin von Hildebrand Gurlitt lebte ab 1940 auch in Bad Aussee. In seiner dortigen Villa verwahrte er zahlreiche Gemälde und Grafiken.

1947 wurde die Neue Galerie der Stadt Linz gegründet - als "Leihgalerie" Gurlitts. Fünf Jahre später beschloss der Gemeinderat den Ankauf von 84 Gemälden und 33 Grafiken. Dass manche Bilder eine problematische Vergangenheit hatten, war dem damaligen Magistratsdirektor bewusst. Bezüglich des Bildnisses Ria Munk vermerkte er: "Klimt jüdischer Besitz! Vorbehalt bis Klärung!" Dennoch wurde auch dieses Werk erworben. Noch Ende 1998, nach Inkrafttreten des Rückgabegesetzes, stellte sich die Stadt auf den Standpunkt, die Sammlung legal erworben zu haben, da Gurlitt autorisierter Kunsthändler war. Mittlerweile wurden Ria Munk und acht weitere Werke (u. a. von Anton Romako) restituiert.

Das österreichische Pendant zu den Gurlitt-Cousins war der Salzburger Kunsthändler Friedrich Welz, der sehr erfolgreich mit den Nationalsozialisten kollaborierte. Auch er hatte nach dem Krieg Kunstschätze aus dubiosen Quellen anzubieten. 1953 zum Beispiel verkaufte er der Stadt Linz das Gemälde Maiwiese (um 1915) von Emil Nolde. Es hatte, wie die Provenienzforscherin Sophie Lillie bereits 2006 herausfand, dem Hamburger Urologen Otto Siegfried (Fred) Julius gehört.

Julius entschloss sich im September 1938, mit Frau und Tochter zunächst nach Basel zu fliehen. Die Ausreise in die Schweiz wurde zwar genehmigt, das gesamte Vermögen aber sichergestellt (Reichsfluchtsteuer). Julius fand einen Spediteur, der sich bereit erklärte, das Übersiedlungsgut samt den Kunstwerken über Freiburg nach Basel zu transportieren. Im Juli 1939 übergab Julius' Haushälterin diesem Spediteur 13 Kisten, im August 1939 wurde das Haus des Arztes zwangsverkauft.

Der Spediteur fertigte die Sendung aber nicht gleich ab. Daher konnte sie in Basel nicht mehr entgegengenommen werden - falls sie überhaupt ankam. Jedenfalls: Julius verlor seinen Besitz, darunter das Nolde-Gemälde.

Im Februar 2007 lehnte die Stadt eine Rückgabe ab, da es sich "nicht ,nachgewiesenermaßen um Raubkunst'" handle. Zudem sei Linz beim gutgläubigen Erwerb der Maiwiese "vollkommen korrekt vorgegangen". Was Lillie bestritt, da die Linzer Staatsanwalt 1947 Anklage gegen Welz nach Paragraf 6 des Kriegsverbrechergesetzes erhoben hatte. Der Wiener Anwalt Alfred Noll kämpfte daher weiter um eine Rückgabe.

Die Stadt Linz übergab nun sämtliches Material der Kommission für Provenienzforschung des Bundes. Sie wird den Fall demnächst dem Rückgabebeirat vorlegen. Linz bat den Beirat auch im Fall Ida Baer um eine Empfehlung. Es geht um zwei Gemälde von Lovis Corinth. Auch diese Bilder hatte man einst von Gurlitt erworben. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 5.11.2013)