Bilhauerisches Gestalten mit dem eigenen Körpergewicht: Prinzipien des Faltens führt Peter Sandbichler in seiner Ausstellung "Skulptur" in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman in Innsbruck vor.

Foto: Sandbichler

Innsbruck - Die Wucht ist so groß, dass die Person nur verschwommen zu sehen ist. Tief ist sie über eine Schachtel gebeugt, die mit dem eigenen Körpergewicht zusammengequetscht wird. Schnell und heftig wird da unter dem Körper etwas zu Kunst gemacht. Ein bildhauerisches Prinzip, das in den Räumen der Galerie Elisabeth und Klaus Thoman um sich greift: Denn die (fotografisch festgehaltene) Aktion hat Peter Sandbichler für seine Ausstellung Skulptur vielgestaltig variiert.

Aber zunächst versperrt genau dort, wo die loftartige Galerie normalerweise betreten wird, ein überdimensionaler Paravent aus geknickten Stahldrähten den Weg. Ein Umweg, der gewissermaßen die Einleitung in das "knickende und faltende" Vokabular des Künstlers bildet: In der Galerie zeigt sich dieses zunächst als Resultat der erwähnten Schachtelfaltungen.

Sandbichler hat die zusammengestauchten Kartons entweder mit Beton oder glasfaserverstärktem Kunststoff ausgefüllt und aushärten lassen. Es sind belustigende Zwitterwesen aus Sitzgelegenheit und Kunstwerk, aber optisch - vom enormen Gewicht einmal abgesehen - kaum von einer "alten Schachtel" zu unterscheiden.

Gegenpart zum spontanen, knickenden Gestus ist eine dreidimensionale und auf die gleiche Art ausgehärtete Wandinstallation: Mit ihrem klar definierten, modulartigen Aufbau erinnert sie an die Hintergründe italienischer Renaissance-Gemälde oder an barocke Kunst.

Diesen sakralen Impetus testete der 1964 in Kufstein geborene Künstler kürzlich in Oberösterreich aus: Für die barocke Pfarrkirche Gaspoltshofen hat Sandbichler unter anderem einen Altar in Form eines raffiniert gefalteten Quaders entwickelt und in glattem Beton realisiert. Ein Objekt, in dem sich die Dynamik des durchdachten Knicks manifestiert und das darüber hinaus auch an das klassische Falthandwerk Origami erinnert, das Sandbichler in Japan erlernte.

Basierend auf dieser Fertigkeit, hat er die Faltung als Bauprinzip vorangetrieben und zum Teil seines architektonischen Vokabulars gemacht. So entstand die Wandinstallation, die im hinteren Galerieraum überraschend in ein raumhohes Halbrund aus modular geformten Kartonagen mündet. Hier fällt der Blick auf einen gestrandeten Flügel, dessen Deckel sich scheinbar noch im letzten Moment aufgeklappt hat: Es offenbart sich sein Innenleben aus einem minimalistisch geschnitzten modularen Skelett. (Tereza Kotyk, DER STANDARD, 7.11.2013)