Benno Elbs, Bischof von Feldkirch, hält nichts von luxuriösen Bischofssitzen. Er blieb auch nach der Weihe in seiner Wohnung. Als Bischof sollte man nicht besser wohnen als der Durchschnitt, erklärte er Jutta Berger.

"Ich glaube, ein Bischof muss möglichst einfach wohnen. Und zwar entsprechend dem Standard der Menschen in seiner ihm bekannten Region. Deshalb wohne ich auch nicht im großen Bischofshaus, das ziemlich abgeschottet in einem Park hinter Mauern liegt. Das erzeugt einen Abstand, der überhaupt nicht meinem Wesen entspricht. Wenn man sich bei mir umschaut, soll man den Eindruck haben: Der lebt wie jedermann.

Das Wohnzimmer ist für Bischof Benno Elbs Rückzugsort nach einem langen Arbeitstag. Die Bilder und Ikonen erinnern ihn an wichtige Lebensabschnitte. (Foto: Christian Grass)
Foto: Christian Grass

Der Papst hat uns, den neuen Bischöfen, damals bei der Einschulung in Rom gesagt: 'Der Bischof muss den Geruch der Schafe annehmen.' Als Bauernsohn verstehe ich das natürlich gut. Man soll so leben, so denken wie die Menschen, für die man Verantwortung trägt. Ein Bischof muss nicht auf dem Boden schlafen, aber er darf auch nicht im Luxus leben. Eine gute Einfachheit ist angebracht.

Ich lebe seit zehn Jahren in diesem Feldkircher Jahrhundertwende-Haus, mitten unter den Leuten. Das Haus gehört der Diözese und hat zwei Wohnungen. Die Betriebskosten bezahle ich wie jeder Pfarrer, ich will ja nicht anders behandelt werden. Meine nächsten Nachbarn sind eine Familie mit drei Kindern und zwei weitere Familien. In der Wohnung über mir wohnt Schwester Maria. Sie führt mir den Haushalt.

Ich mag, dass das Haus alt ist und so kleine Fenster hat. Einen Garten gibt es auch. Das erinnert mich an mein Elternhaus. Ich bin in einem Bauernhaus im Bregenzerwald aufgewachsen. Leider ist das Haus vor zehn Jahren abgebrannt. Meine Mutter hat dort gewohnt, mein Bruder mit seiner Frau und den Kindern. Und ich hatte dort ein Rückzugszimmer für meine freien Tage. Durch den Brand hab ich erfahren, wie es ist, wenn man innerhalb einer Viertelstunde nichts mehr hat: weder Kleidung, noch Zahnbürste, noch Fotos. Ich habe gespürt, wie dramatisch es für die Seele ist, die Heimat zu verlieren.

Wohnen ist für mich wie ein sozialer Uterus. Wohnen ist Geborgenheit, ist Heimat. Der Holzboden hier erinnert mich an unser Bauernhaus, auch der Lechtaler Teppich. Vor dem Wohnzimmer steht ein großer Nussbaum. Im Sommer spendet er Schatten, und jetzt schöne Farben. Den mag ich sehr. Er gibt mir das Gefühl, mitten in der Natur zu sein.

Meine Wohnung hat etwa 100 Quadratmeter. Aber wirklich privat sind nur zwei Räume im oberen Stock. Wohnzimmer, Arbeitsraum und Esszimmer sind eher halböffentlich. Hier habe ich früher als Psychotherapeut gearbeitet, heute, als Bischof lade ich immer wieder Leute zum Arbeitsessen ein. Leider bin ich wenig zu Hause. Mein Tag beginnt um 6.30 Uhr mit der heiligen Messe, dann nehme ich mir Zeit für eine Meditation in der Hauskapelle unten im Keller. Heim komme ich so gegen 22 Uhr. Da kommt dann die Sehnsucht nach der Ruhe. Die finde ich, wenn ich die Bilder im Wohnzimmer betrachte. Sie sind für mich wie Anker. Sie sind mir Heimat, erinnern an ganz zentrale Lebensabschnitte.

Diese Kasanskaja-Ikone mit der segnenden Christushand im Mittelpunkt habe ich als Student von meinem ersten selbst verdienten Geld gekauft. Gearbeitet hab ich damals bei der Post. Das Bild daneben heißt Der verwilderte Weinberg. Der Weinberg symbolisiert den Kreislauf des Lebens – und auch, dass es manchmal drunter und drüber geht. Die andere Ikone ist eine Nachbildung einer Rublev-Dreifaltigkeitsikone. Das ist meine Berufungsikone. Das Gemälde mit der provencalischen Landschaft habe ich von meinen Eltern zur Priesterweihe bekommen. Es zeigt die Dankbarkeit den Eltern gegenüber, dass sie sich das Bild zusammengespart haben, und Erinnerung an mein Studium in Frankreich, an Urlaub, an Ausruhen, an Offensein." (DER STANDARD, 9.11.2013)