Nun hat sie also - zumindest aus eigener Sicht - doch recht gehabt: Ihr Mann, dessen Überreste sie 2012 exhumieren ließ, sei umgebracht worden, sagt Suha Arafat, nachdem Schweizer Ärzte Poloniumspuren in Leiche und Grab des Palästinenserführers bestätigt haben. Suha hatte, als Yassir Arafat im Dezember 2004 in einem Pariser Spital im Sterben lag, gegen die ganze Welt, besonders aber gegen Arafats politische Erben gewütet: Sie wollten ihn töten, ihn lebendig begraben.

Alles, was sie damals sagte und tat, wurde ihr als Schmerz darüber ausgelegt, dass in Hinkunft die aus Palästina kommende Apanage kleiner werden würde. Gefärbte Haare, viele Schuhe, schrill und offensiv: Die medialen Reaktionen auf sie wurden einmal als "Marie-Antoinette-Syndrom" beschrieben. Madame Susu, wie sie abwertend genannt wurde, wurde besonders von Arafat-Freunden als größter Fehler des Freiheitshelden, Terroristen und Politikers bezeichnet.

Suha Arafat wurde ihrer Rolle als Frau an der Seite des Mannes, der immer nur mit Palästina verheiratet war, nie gerecht. Die letzten Jahre vor seinem Tod lebten sie und ihre 1995 geborene Tochter Zahwa - benannt nach Arafats Mutter - in Paris, getrennt von ihm, der in Ramallah quasi unter israelischem Hausarrest stand. Ihr wurde vorgeworfen, zu den größten Profiteuren der neuen palästinensischen Wirtschaft in der Zeit des Oslo-Friedensprozesses zu gehören.

Kennengelernt hatten sich Arafat und die um 34 Jahre jüngere Suha al-Tawil, Tochter eines christlichen Bankiers, in Ramallah 1989, angeblich auf Vermittlung von Suhas Mutter Raymonda Hawa Tawil, einer palästinensischen Autorin, die 1981 den Bruno-Kreisky-Menschenrechtspreis erhielt. Arafat forderte die Sorbonne-Absolventin auf, für ihn in Tunis zu arbeiten. Suha, die zum Missfallen ihrer Familie zum Islam konvertierte, betonte immer, dass es Liebe gewesen sei, nicht etwa eine nationale Mission, die sie dazu brachte, Arafat zu umwerben. Ihre Verehelichung wurde auf Anraten der Entourage Arafats zwei Jahre lang geheim gehalten. Die junge mondäne Blondierte vertrug sich nicht mit Arafats Image.

Deshalb durfte sie auch später nicht mit ihm auftreten: Als sie zum Handshake Arafats mit Yitzhak Rabin im Rosengarten des Weißen Hauses 1993 mitfahren wollte, stellte der jetzige Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der die Dokumente ebenfalls unterschreiben sollte, Arafat vor die Wahl: entweder sie oder ich. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 8.11.2013)