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Michelle Bachelet bekommt im ersten Wahldurchgang die meisten Stimmen. Weil die Sozialistin aber die absolute Mehrheit verfehlt, findet am 15. Dezember eine Stichwahl statt.

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Michelle Bachelets vielleicht größter Fan.

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Santiago de Chile - Die Sozialistin Michelle Bachelet hat am Sonntag die erste Runde der Präsidentenwahl in Chile gewonnen. Nach Auszählung von 92 Prozent der Stimmen verfehlte sie jedoch mit 46,8 Prozent die absolute Mehrheit. Sie muss am 15. Dezember bei einer Stichwahl gegen die Kandidatin der rechten Koalition Allianz für Chile, Evelyn Matthei, antreten, die mit 25,0 Prozent den zweiten Platz belegte.

Auf Platz drei kam der unabhängige linke Bewerber Marco Enriquez-Onimani mit 10,9 Prozent, gefolgt vom populistischen Kandidaten Franco Parisi mit 10,1 Prozent. Chile habe mit breiter Mehrheit für eine gebührenfreie Bildung, eine Steuerreform und eine neue Verfassung gestimmt, erklärte Bachelet vor ihren Anhängern nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses. Die 62-Jährige, deren Kandidatur von Sozialisten, Christdemokraten, Sozialdemokraten und Kommunisten unterstützt wird, war schon einmal von 2006 bis 2010 Staatschefin.

Matthei lehnt hingegen eine Verfassungsreform ab. Sie sagt, die Chilenen, die nicht auf der Straße protestierten, sondern Tag für Tag ihre Arbeit verrichteten, würden schätzten, dass in den vergangenen Jahren ein solides Land aufgebaut worden sei. Sie versprach, die von den sieben in der ersten Wahlrunde ausgeschiedenen Kandidaten aufgestellten Forderungen nach mehr Autonomie für die Regionen, stärkerem Umweltschutz und nach einer Bekämpfung der Ungleichheit in ihr Regierungsprogramm aufzunehmen.

Eine "schlechte Person"

Enriquez-Onimani sagte einen Sieg Bachelets in der Stichwahl voraus. Er werde ihrer Regierung jedoch keinen Blankoscheck ausstellen, sondern auf die Durchsetzung eines radikalen Reformprogramms bestehen. Auch Parisi begrüßte Bachelet als "nächste Präsidentin Chiles" und kritisierte Matthei als "schlechte Person", erklärte aber, er werde sich in der Stichwahl der Stimme enthalten.

Rund 30 Schüler hatten am Sonntag in dem einzigen größeren Zwischenfall des Wahltages für einige Stunden die Wahlkampfzentrale Bachelets in Santiago de Chile besetzt. Damit wollten sie ihr Misstrauen gegen das Wahlversprechen einer Bildungsreform bekunden.

An der Wahl nahmen 56 Prozent der knapp 13,6 Millionen Wahlberechtigten teil, gab am Sonntagabend (Ortszeit) Staatschef Sebastian Pinera bekannt. Es war die erste Präsidentenwahl, in der sich die Stimmberechtigten erstmals nicht vorher einschreiben mussten. Neben dem Präsidenten wurden auch alle 120 Abgeordneten und 20 der 38 Senatoren neu bestimmt. Nach vorläufigen Ergebnissen errang die Mitte-Links-Koalition Bachelets eine knappe Mehrheit, die nicht für eine Verfassungsreform ausreichen würde. (APA, 18.11.2013)