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Seit Juli 2002, als die weltweit größte Studie zur Hormontherapie für Frauen in und nach den Wechseljahren in den USA abgebrochen wurde, zeigt die Auswertung der Ergebnisse, welchen Risiken Frauen durch die Einnahme der kombinierten Östrogen-/Gestagentherapie ausgesetzt sind. Diese Hormonpräparate führten häufiger zu Herzinfarkten und Schlaganfällen. Das Risiko für Lungenembolien und Thrombosen erhöhte sich um das Doppelte, für Brustkrebs um ein Viertel. Die positiven Wirkungen – weniger Oberschenkelhalsfrakturen und Dickdarmkrebs – wiegen die Risiken nicht auf.
Während sich in den USA ein sofortiger Einbruch bei den Hormonverschreibungen abzeichnete, und die KardiologInnen und GynäkologInnen den Hormonen als Herzkreislauf- und Knochenbruchprävention eine Absage erteilten, reagierten österreichische ÄrztInnen wesentlich langsamer, viele langjährige BefürworterInnen halten an ihren Empfehlungen fest.
Ein Jahr danach liegen weitere Ergebnisse der WHI-Studie vor. Sie bestätigen die negativen Effekte der Hormone:
Falsche Mammografie-Befunde
Eine weitere nachteilige Auswirkung der Hormontherapie ist die deutlich höhere Anzahl auffälliger Mammografien. Insgesamt hatten die Frauen unter einer Hormoneinnahme doppelt so viele falsch-positive Mammografie-Befunde wie die mit Placebo. Falsch-positive Befunde ziehen Eingriffe zur weiteren Abklärung nach sich, bei denen letztendlich festgestellt wird, dass der Verdacht eines Tumors sich nicht bestätigt. Angesichts der dadurch hervorgerufenen erheblichen psychischen Belastung der Frauen und der teilweisen Notwendigkeit weiterer, auch invasiver Abklärungen ist auch diese Folge als schwere unerwünschte Nebenwirkung einzustufen.
Umdenken in der Hormonverschreibung gefordert
Die neuesten Ergebnisse der WHI-Studie machen ein Umdenken in der Hormonverschreibung in den Wechseljahren immer dringender, viele Hundertausend Frauen in Österreich nehmen Hormone ein – ohne wissenschaftliche Evidenz. Das Festhalten an alten Empfehlungen und das Bagatellisieren wissenschaftlich nachgewiesener Risiken, wie es die Pharmaindustrie und einige ÄrztInnen auch jetzt noch tun, sind nicht länger hinzunehmen.
Der Konsens kritischer Stimmen, dem sich inzwischen Fachgesellschaften wie die deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und die deutsche Arzneimittelkommission der Ärzteschaft angeschlossen haben, trägt dem Rechnung. Das bundesdeutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) überprüft derzeit in einem Stufenplanverfahren die Indikationen für Hormone, dieses Verfahren muss schneller abgeschlossen werden. Hormone sollten nur bei sehr starken Beschwerden, nach Ausschluss von Risikofaktoren, so kurz wie möglich und möglichst niedrig dosiert verordnet werden.
Alternativ-Behandlung von Wechseljahrbeschwerden
Es gibt heute eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit Wechseljahresbeschwerden umzugehen. Mittel der Selbsthilfe, Verfahren der Naturheilkunde etc. stellen eine gute Alternative dar. Informationen zu den Hormonen und vor allem zu den Alternativen sind der Broschüre "Wechseljahre – Aufbruch in eine neue Lebensphase", die das Feministische Frauen Gesundheits Zentrum Berlin herausgibt, zu entnehmen.
Persönliche Unterstützung im FGZ
Das Frauengesundheitszentrum Graz fordert dringend Handlungen des österreichischen Bundesinstituts für Arzneimittel, die Indikation für Hormonbehandlungen im Wechsel zu überprüfen. Frauen sollten umfassend über die möglichen Auswirkungen informiert werden und auch Informationen über alternative Behandlungsmethoden etwaiger Beschwerden erhalten. Das Frauengesundheitszentrum Graz unterstützt jede einzelne Frau, sich gegen die unnötigen Risiken, denen sie ausgesetzt wurde, öffentlich zur Wehr zu setzen und ihren Protest sowie mögliche gesundheitlichen Einschränkungen durch die Hormontherapie dem Bundesministerium mitzuteilen. (red)