Wien - Die Hoffnung heißt Paris. 194 Nationen haben mit einem Kompromiss am Verhandlungstisch in letzter Minute in Warschau die Chance am Leben gehalten. 2015 soll es in Frankreichs Hauptstadt eine Einigung auf ein künftiges Klimaschutzabkommen geben. Doch viel mehr steht nicht auf der Bilanz vom am Samstag zu Ende gegangenen Gipfel in Polen. Umweltminister Nikolaus Berlakovich spricht von einem "minimalen Kompromiss", aber auch einem "wichtigen Signal, dass es mit dem Klimaschutz weitergehen muss".

Im Kern besteht der Kompromiss daraus, dass alle Nationen ihre "Beiträge" zum Klimaschutz bis 2015 melden sollen. Bisher war vorgesehen, dass sich Industrienationen an "Verpflichtungen" zu halten haben, während Schwellenländer lediglich weicher formulierte "Aktionen" zu setzen hatten. Der Streit zwischen den größten Schwellen- und Industrienationen um die Kostenverteilung hätte beinahe selbst diese Einigung verhindert. Auch nach dem Ende des Gipfels haben etwa Vertreter der indischen Delegation betont, dass die Industrienationen weiter eine Vorreiterrolle zu spielen haben.

Zu der semantischen Änderung von "Verpflichtungen" und "Beiträgen" kommt eine grundsätzliche Einigung auf eine Verteilung der Lasten von Naturkatastrophen. Dabei sollten Industrieländer 100 Mrd. Dollar (73,7 Mrd. Euro) bis 2020 zur Verfügung stellen, um im Krisenfall schneller zu helfen. Doch konkrete Beiträge für 2013 bis 2019 wurden abgelehnt.

"Klima nicht gerettet"

"Wir haben keine bedeutsame Einigung erzielt", sagte etwa Naderev Saño, ein Delegierter von den Philippinen, die kurz vor Beginn der Klimakonferenz von einem verheerenden Taifun heimgesucht wurden. Der Ökonom Nicholas Stern von der London School of Economics bezeichnete die Kompromisse als "unzureichend". Auch die österreichischen Grünen kritisieren das Ergebnis: "Bestenfalls wurde der Prozess der Klimaverhandlungen gerettet, das Klima ganz sicher nicht", resümierte die Umweltsprecherin, Christiane Brunner.

Dabei wurde der Klimagipfel auch von chaotischen Vorgängen überschattet. So fiel der Gastgeber des Klimagipfels, Polens Umweltminister Marcin Korolec, während des Klimagipfels einer Regierungsumbildung zum Opfer. Korolec (im Bild oben in der Mitte) wird künftig nur noch der Klimabeauftragte in einer polnischen Regierung sein. Polen gilt als Bremser einer ambitionierteren EU-Klimapolitik. Am Donnerstag haben zudem Nichtregierungsorganisationen den Gipfel verlassen, aus Protest gegen die stockenden Verhandlungen. Auch für Christiana Figueres, Klima-Chefin bei der UN, ist es "glasklar, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben". Das Ziel bleibe, dass die Klimaerwärmung bis 2100 auf zwei Grad Celsius eingedämmt werden soll. (sulu; Reuters, DER STANDARD, 25.11.2013)