Gegründet von zwei Frauen mit "Liebe zum Papier" in den Niederlanden, jetzt auch im deutschsprachigen Raum: "Flow".

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Widmet sich Technik der Vergangenheit bis heute: "Nemo".

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"Die Zukunft gehört denjenigen, die an das Schöne ihrer Träume glauben." Ein Zitat von Eleanor Roosevelt steht am Cover des neuen Magazins "Flow". Roosevelt gilt als eine der einflussreichsten Frauen in der US-Politik. Sie war an der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" maßgeblich beteiligt, engagierte sich sozial, förderte Frauen. Als First Lady gab sie 1933 Pressekonferenzen nur für Reporterinnen - und sorgte damit wohl auch dafür, dass Medien Frauen einstellen mussten. In einem ihrer Texte beschreibt sie, dass die Aufgaben eines Finanzministers nichts anderes als "verherrlichte Haushaltsführung" seien: "When we come to finances we realize that after all, all government, whether it is that of village, city, state or nation, is simply glorified housekeeping."

Schaffensrausch

Wieder zurück zu "Flow". Das Magazin richtet sich an Frauen, "die das Leben anders sehen wollen" und "eine hohe Affinität zu Papierprodukten" haben. Es ist nichts für moderne "Heimchen am Herd". "Flow" will nicht belehren, sondern Denk- und Kreativanstöße geben. Die Mission: Schaffensrausch, oder einfach nur daran denken. Dabei kommt die Haptik nicht zu kurz. Unterschiedliche Papierarten ziehen sich durch das "Magazin für Paperlovers", den sprichwörtlichen Vogel schießen ein Notizbuch, Sticker und Papierbögen ab. In der Heftmitte finden sich die Zugaben, darunter Geschenkspapier, bei dem das Muster an jenes erinnert, mit dem früher Schubladen ausgelegt wurden. Wie man es verwendet, dazu gibt es nur Anstöße. "Einfach mal 'japanese gift wrapping' googeln."

Schön unperfekt

Natürlich geht es darum, den Leserinnen ein gutes Gefühl zu geben, fokussiert werden dabei aber Möglichkeiten. Man nehme also "Positive Psychologie", Kreativität, gebe das Modewort "Achtsamkeit" dazu und erfreue sich des "Schönen am Unperfekten". Also "Häkeln - rund um die Welt", "Erleben statt Fotografieren", "Forschung: Multitasking", "Die Frauen von der Left Bank", oder ein Plädoyer für weniger Haushaltsgeräte, "Ein Wasserkessel tut's auch".

Unüberlesbar kommt "Flow" ursprünglich aus den Niederlanden. Das Magazin gehört zur finnischen Verlagsgruppe Sanoma. Gruner + Jahr ist Lizenznehmer in Deutschland, die Druckauflage des viermal jährlich erscheinenden Magazins liegt bei 100.000 Exemplaren. Die erste Ausgabe ist 144 Seiten stark und kostet acht Euro. Eine Website gehört bei den "Paperlovers" eher zum guten Ton, die App ahmt Schreibmaschinen-Sound nach.

Neues für Technikfreunde

"Good news für Papierfetischisten" (© Walter Gröbchen) gibt es auch für die erwachsene männliche Zielgruppe. Die Magazin-Neugründung "Nemo" der Burda-Tochter Chip Communications ist seit Mitte November für 3,90 Euro erhältlich. Am Cover der Sony Walkman aus dem Jahr 1979, die Star-Trek-"Visionäre" Kirk und Spock, eine Brotkiste aus dem Jahr 1987 (Commodore 64), ein Audi quattro und das Thema Überwachung seit 1977. Auch hier geht es nicht ohne Sinnspruch: "Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart begreifen und die Zukunft gestalten." (Sabine Bürger, derStandard.at, 25.11.2013)