Ein frischer Wind weht in Kärnten. Und es scheint, als wollte man in Villach auch musikalisch ein mutiges Zeichen der Offenheit setzen: Zum 25. Geburtstag des dortigen Kulturforums haben dessen Gründer, Rechtsanwalt Hans Jalovetz, sowie Kulturmanager Manfred Paul Westphal, der auch das Musikforum Viktring mitorganisiert, gemeinsam eine ambitionierte Veranstaltung für entdeckungsfreudige Jazzfreunde auf die Beine gestellt: Das für Donnerstag und Freitag anberaumte Polski Jazz Festival fokussiert auf junge Vertreter der polnischen Jazzszene, die vielen seit den 1960er-Jahren, als Musiker wie der früh verstorbene Pianist Krzysztof Komeda sowie Trompeter Tomasz Stanko bekannt wurden, als eine der stärksten Europas gilt - und die seit der "Wende" 1989 für die "Emanzipation" des europäischen Jazz vom Mutterland USA steht.

Das am Donnerstag zu hörende Quartett Hera um den 30-jährigen Klarinettisten und Komponisten Waclaw Zimpel aus Poznan etwa findet in der Sakralmusik des Abendlands eine wichtige Bezugsquelle, die mit Einflüssen aus indischer Musik und afrikanischen Rhythmen verschmolzen wird. Zu empfehlen ist auch das aus Klarinettist Pawel Szamburski, Bassist Maciej Trifonidis Bielawski und Gitarrist Hubert Zember bestehende Trio Horny Trees, das für seinen Noise-Punk-Sound bekannt ist und am Freitag im Stadtkino zudem Walther Ruttmanns Film Berlin - Die Sinfonie der Großstadt aus dem Jahr 1927 live musikalisch illuminieren wird. Am Freitagabend ist im Kulturhofkeller zudem das junge Quintett Daktari zu erleben, das Klezmer-Rock, Jazz und "Yass" bietet. Mit diesem Terminus belegte man in Polen schon in den 1980er-Jahren eine schräge Mischung aus Jazz, Techno, Punk-Rock und Folk. (felb, DER STANDARD, 27.11.2013)