Wien - "Wir sind die neuen Juden" - das soll er gesagt haben? "Hab ich nicht, nein, sondern Jörg Haider hat das einmal gesagt", stritt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in der ORF-Pressestunde am Sonntag jegliche Urheberschaft ab. Es ging um den Ball des Wiener Korporationsrings im Jänner 2012 in der Hofburg. Im Beisein eines Standard-Reporters und weiterer Ohrenzeugen hatte Strache damals - im Eindruck der Demonstrationen und der Angriffe gegen Burschenschafter - Vergleiche mit der "Reichskristallnacht" gezogen und die FPÖ als "die neuen Juden" charakterisiert.

Die Publizierung der Aussagen löste eine politische Empörungswelle aus. Für die Israelitische Kultusgemeinde stellten die Aussagen Straches eine "ungeheuerliche Provokation" dar. Ein "innerlich empörter" Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) forderte Strache auf, sich zu entschuldigen. FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky versuchte, zu kalmieren: Strache habe das so nicht gemeint.

Auch zwei Jahre später, in der ORF-Pressestunde, will sich Strache noch immer nicht an die Formulierungen erinnern können: "... reden wir über diese Unterstellung, die einfach unrichtig ist. Ich habe dort nicht davon gesprochen, dass wir die neuen Juden sind."

Der Präsident erinnert sich

Einer erinnert sich aber noch ganz gut: Bundespräsident Heinz Fischer. Der FPÖ-Chef hätte ja 2012 auf Empfehlung des Ministerrats das "Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern" verliehen bekommen sollen. Bundespräsident Fischer aber entschied, den entsprechenden Vorschlag der Regierung zurückzustellen, "wegen der Äußerungen des freiheitlichen Obmanns beim Ball des Wiener Korporationsrings", wie es aus der Präsidentschaftskanzlei hieß.

Eine neuerliche Anfrage des Standard im Fischer-Büro am Dienstag ergab: Das Ansuchen um die Ehrenzeichen-Verleihung habe der Bundespräsident bis heute nicht unterschrieben, das Ehrenzeichen sei daher bis dato nicht verliehen worden. (Walter Müller, DER STANDARD, 27.11.2013)