Klammheimlich hat BMW sich zum Allrad-Grossisten entwickelt: Über 55 Prozent aller verkauften Autos sind bereits mit xDrive unterwegs. Auch Mini setzt auf die große Traktion, in Country- und Paceman. Wir haben in Sölden ertestet, was diese Schneestürmer so können

"Wenn es draußen stürmt und schneit, ist der Winter nicht mehr weit." Bei BMW kann man immer was lernen. Bauernweisheiten wie diese zum Beispiel. Oder, aus berufenem, leistungsorientiertem Schweizer Munde: "Besser tot als Zweiter." Dann, das zählt jetzt schon zur Kategorie unmittelbar hilfreich und war dialektikal eindeutig bayerisch eingefärbt: "Wenn die Räder sich in Richtung China bewegen: weg vom Gas."

Foto: BMW

Gemeint ist als Untergrund Schnee, wir befinden uns beim BMW Technic Drive Sölden, oben  beim Rettenbach- und Tiefenbachgletscher, die Tiroler haben Kaiserwetter zum frischen Pulverschnee bereitgestellt, und erstens ist so ein Wintertraining immer sinnvoll, zweitens wollten die Weißblauen zeigen, was sie unter Allradkompetenz verstehen, und drittens wird man das unter Anleitung erfahrener Instruktoren schließlich halbwegs selbst: allradkompetent.

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Obigen Lehrinhalt kannten wir schon, nur nicht mit "China" erzählt – wenn der Wagen sich eingräbt, sitzt man schnell einmal auf. Dann hilft nur mehr schwereres Gerät aus der Malaise. Nicht bekannt hingegen war unsereinem die Sache mit der Handbremse – beziehungsweise mit dem daumenkuppengroßen Bedientasterl, das an die Stelle der einstigen Hebel-Bremse getreten ist. Im neuen X5 zum Beispiel.

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Manövriert man bei glatter Schnee- oder Matschbahn talwärts, so ist es besser, das Handbremshebelchen zu ziehen als auf die Bremse zu latschen. Ehrlich, selbst probiert – und die Erläuterung in der Praxis bestätigt bekommen. Weil nämlich: Die elektrische Handbremse baut lediglich 50 Prozent der maximalen Bremsleistung auf, so fein dosieren kann man mit seinem Fusserl gar nicht, dass man das so weich hinkriegt. Wieder was gelernt. Was wäre ein Leben ohne BMW. Und so fühlt man sich nicht nur gut gewappnet für aufkommende Schneestürme, sondern kann sogar selbst zum Schneestürmer werden und das glitzernde Weiß genussvoll stauben lassen, auf den eigens für besagten Winter Technic Drive abgesteckten Parcours am Fuße der Söldener Gletscher etwa.

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Die anderen Neuigkeiten sind eher was für den "Aha"-Speicherplatz auf der zerebralen Festplatte. Dass BMW mittlerweile einen Allradanteil von 55,4 Prozent erreicht – hätten Sie's gewusst?

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Das liegt nicht allein an den SUVs X1, X3, X5 (von denen es jeweils auch eine Hinterradantriebsversion gibt) und X6 (in Bälde gesellt sich ein X4 hinzu). Nein, auch die xDrive-Versionen der klassischen Baureihen, vom 1er bis zum 7er, gehen weltweit weg wie die warmen Laugenbrezeln (speziell bei den Amis), womöglich trauen die Leute dem ganzen Klimawandelgerede nicht so recht und stellen sich auf Eiszeit ein, weil halt nun mal real die Winter immer länger und kälter werden. 1er war übrigens ein weiteres Stichwort: Mit dem 118d xDrive arrondiert BMW das 4x4-Angebot der Kernmarke nach unten, was mit 30.600 Euro zugleich der günstigste Zugang zur schönen neuen Allradwelt der Bayern ist.

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Während das Allradsystem bei BMW mit 60:40 hecklastig ausgelegt ist, man weiß ja schließlich, was man seiner Klientel schuldig ist, verhält es sich bei Minis All4 genanntem Pendant genau andersrum, frontlastig nämlich – und damit zu einem Punkt, der sich vermutlich noch nicht großartig herumgesprochen hat: Bei der trendigen Kleinwagentochter sind inzwischen auch schon zwei Modelle verallradisiert erhältlich, der Countryman und sein Coupé-Gschwisterl Paceman.

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Beide Fahrzeuge laufen bei Magna in Graz vom Band, nicht ungern pappen sie den Wägelchen den Fendrich-Songtitel "I am from Austria" auf den Popsch, und mit Allrad macht das auf Schnee so richtig Spaß. Und der muss schließlich auch sein in der Welt. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 29.11.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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