Der Kabarettist Alf Poier träumt davon, seine Villa in Wien-Hietzing mit Spiegeleiern und Zebras zu bemalen. Was ihn davon abhält, erfuhr Wojciech Czaja, der auf der Junggesellentoilette ob der Sauberkeit staunte.

"Eigentlich halt ich's hier nicht aus. Der Dreizehnte ist zwar schön und gepflegt, aber fad. Ich wollt' hier nie wohnen. Aber nachdem ich meine "Botschaft für Bewusstsein, Scheißdreck und Kunst" in Eggendorf verkauft hab, weil ich vom Landleben die Nase so was von voll hatte, war mir klar: Ich brauch jetzt ein Haus für mich und all mein Klumpert, für meine Bilder, die Bücher, fürs Schlagzeug und so. Nur findet man so was in der Neubaugasse halt nicht. Und so hab ich mich hier in dieser sanierten 300-Quadratmeter-Villa in Hietzing niedergelassen. Das war vor drei Jahren. Es passt so, wie's ist. Aber mein Lebensobjekt ist das nicht.

"Sobald ich irgendwo einzieh, muss ich sofort wieder ans Ausziehen denken." Der Kabarettist, Musiker und Maler Alf Poier in seinem Wohnzimmer. (Foto: Lisi Specht)
Foto: Lisi Specht

Am liebsten würd ich mich hier so richtig austoben – drinnen an den Wänden, auf dem Boden, an der Decke, vor allem aber draußen an der Fassade. Am liebsten würd ich ja das ganze Haus zuckerlrosa streichen und dann mit Spiegeleiern bekleben und mit Zebras bemalen. Weißt eh, so wie auf meinen Bildern. Mir würd das ja total taugen. Da wär mir auch wurscht, was die Behörden sagen.

Nur das Problem am Austoben ist: Ich bin ein Bindungsphobiker. Weder zu Menschen noch zu Dingen kann ich eine längere Bindung eingehen. Sobald ich irgendwo einzieh, muss ich sofort wieder ans Ausziehen denken. Und dann schwant mir: Alles, was ich jetzt so mach, muss ich später einmal wieder rückgängig machen. Und wenn ich dann so ans Übermalen der Spiegeleier und Zebras denk, dann graust's ma.

Bunt hab ich's trotzdem. Nur: Dass es bei mir so ausschaut, wie's ausschaut, ist einzig und allein weiblicher Kreativität zu verdanken. Und nein, trotz der netten Gestaltung hab ich's noch mit keiner Frau länger ausgehalten. Übrigens auch die Frauen nicht mit mir. Am besten hat's immer noch mit total zugedröhnten Frauen funktioniert, denn die waren mit sich und der Welt im Reinen und haben mich beziehungsmäßig nie eingeengt.

Jedenfalls bin ich nach wie vor auf der Suche nach der perfekten Frau, ach was, nach dem perfekten Haus für mich, und das passt, denn ich habe immer schon gesucht – damals als Kind waren's die Schwammerln, jetzt sind's die Häuser. Tag für Tag schau ich auf derStandard.at und auf diversen anderen Portalen und Metasuchmaschinen, die ich jetzt nicht nennen darf, oder? Und ich schau echt jeden Tag, manchmal sogar alle paar Stunden, und jeden Tag aufs Neue werd' ich nicht fündig. Es ist eine Art Kick geworden: Gach find ich's heut? Aber nein, gach find ich's schon wieder nicht.

Und weil ich nun einmal so ein depperter Bindungsphobiker bin, hab ich natürlich nicht nur dieses eine Haus hier, sondern geh noch mit einer zweiten Wohnung im Fünfzehnten fremd, wo ich nebenbei noch ein Atelier hab. Und weil ich ja nicht weiß, wann ich dort wieder auszieh, gibt's dort schon seit 13 Jahren keinen Lichtschalter im Bad. Jedes Mal, wenn ich aufs Klo geh, muss ich die Glühbirne rein- und rausschrauben. Echt nervig! Ich könnt' zwar einen Elektriker kontaktieren, aber weißt eh: Menschen in der Wohnung ... das ist mir suspekt.

Deswegen hab ich auch keine Putzfrau. Ich putz alles selbst. Und ich hab auch schon ein paar echt praktische Tricks auf Lager. Zum Beispiel: Wennst am Boden Lurch findest, dann ab damit in den Blumentopf, denn der saugt sich mit Wasser voll und kann Feuchtigkeit speichern. Dann hat die Pflanze auch was davon. Den Dreck kann man nie aus der Welt schaffen, man kann ihn nur umverteilen. Und wennst aufs Klo gehst, dann immer nur in Socken! Nach dem Pinkeln stellst ein Bein aufs Podest und machst eine kleine Ehrenrunde auf der Klobrille, dann is' wieder sauber. Eigentlich könnt' ich mir das patentieren lassen." (DER STANDARD, 30.11.2013)