Handgemauerte Ziegel, eingehüllt in handgefertigtes Holz: Das Haus aus den 30er-Jahren ...

Foto: Winkler + Ruck Architekten

... bekam eine neue Hülle, ...

Foto: Winkler + Ruck Architekten

... die Holzdecke im Wohnraum fungiert nebenbei als dezenter Leuchtkörper.

Foto: Winkler + Ruck Architekten

Bild: Grundriss des Hauses samt Garten.

Plan: Winkler + Ruck Architekten

Klagenfurt - Manche hätten sich sicher entschieden, das kleine alte Haus abzureißen, oder gleich ganz aufs Land zu ziehen. Doch als die Bauherren Hansjörg und Sigrid Neumann den Ziegelbau Baujahr 1938 erbten, war davon keine Rede. "Es gibt nichts Besseres als alte, gesunde Bausubstanz", so Bauherr Neumann. Roland Winkler und Klaudia Ruck vom Kärntner Büro winkler+ruck sahen das genauso. Die fußläufige Nähe zur Klagenfurter Innenstadt war der Ressourcenverschwendung auf grüner Wiese allemal vorzuziehen, fanden Bauherr und Architekten. Also blieb das Haus - es musste nur etwas adaptiert werden.

Haus umgedreht, Garten eingefasst

"Ursprünglich waren die repräsentativen Wohnräume an der Straße, im Garten hielt man sich Kleintiere. Heute will man zum Garten hin wohnen. Also haben wir das Haus 'umgedreht', einen Anbau dazugestellt und den Garten eingefasst", erklärt Architekt Roland Winkler. Das Resultat beruht auf den einfachen Materialien Glas, Beton und Holz aus einer alten Scheune, das man bei einem Bergbauern entdeckte.

Sanierung ohne Plastik

Zwölf Jahre später war es Zeit für den nächsten Schritt: die thermische Sanierung des Altbaus. Bauherren und Architekten waren inzwischen befreundet, in der Haltung zur Nachhaltigkeit war man auf derselben Wellenlänge. "Wir wollten für die Sanierung auf keinen Fall Wärmedämmverbundsysteme verwenden. Meine Frau sagte: So ein Ziegelhaus ist wie eine alte Dame. Die hüllt man nicht in einen Mantel aus Plastik" , sagt Hansjörg Neumann.

Stattdessen wurde der wärmende Mantel für die Lady aus natürlichen Materialen gewoben: Dämmung aus Mineralwolle und eine Fassade aus Lärchenholz.

Holzlatten als Außenhülle

"Wir wollten hier keinen Sondermüll aus Erdöl draufpicken", ergänzt Winkler. "Da der Mantel zu 100 Prozent wiederverwertbar ist, kann man ihn auch ohne Schaden wieder ausziehen." Für die Außenhülle wählte man aus Kostengründen günstige Holzlatten. Das sah, erinnern sich Bauherr und Architekt, anfangs eher nach Kellerverschlag aus - so sehr, dass die Bauherrin per Telefon beim Architekten Alarm schlug. Dank handwerklicher Detailarbeit wurde jedoch ein präziser Maßanzug daraus. Die Schiebeelemente vor den Fenstern sind millimetergenau eingepasst.

"Wenn man behutsam vorgeht und gute Handwerker zur Verfügung hat, wird das ganz feingliedrig", freut sich Winkler. Und auch das Bauherren-Ehepaar ließ sich das Grundvertrauen in die Architekten nicht erschüttern, wie Hansjörg Neumann bekräftigt. "Wie man leben will, muss man selbst wissen, aber bei der Umsetzung braucht man Fachleute."

Nächster Schritt: Fotovoltaik

Ein Jahr nach der Fertigstellung hat sich die Sanierung bereits ausgezahlt, was die Heizkosten betrifft. Der nächste Schritt Richtung Energieautarkie wird die Fotovoltaik auf dem Dach sein. "Natürlich nicht diese aufgepickten blauen Platten, sondern ein schwarzes Blechdach", kündigt der Bauherr an. "Nur Technik ohne Ästhetik kommt schließlich nicht infrage!" Schließlich will sich auch eine alte Dame noch auf der Straße sehen lassen können. (Maik Novotny, DER STANDARD, 30.11.2013)