Die meisten können sich für den ersten Adventsonntag vermutlich etwas Schöneres vorstellen, als auf der Autobahn zu stehen – und dennoch hat der Grant fast 2000 Menschen aus Tirol und Bayern heute Vormittag auf die Straße getrieben. Die Inntalautobahn war zwischen 9.30 und 11:30 Uhr gesperrt. Die Demonstranten sind in Begleitung von Polizei und Stadtmusikkapelle ein Stück abmarschiert und haben am sonst stark befahrenen Asphalt ihren Unmut bekundet.

Sie haben damit bezweckt, was sie für die Zukunft befürchten: Die Autofahrer suchen sich eine Ausweichroute. Denn die sieben Kilometer Inntalautobahn waren zwar auch schon bisher vignettenpflichtig, wurden aber einfach nicht kontrolliert. Das ganze basierte auf einer hatscherten, mündlichen Abmachung zwischen Land und Bund im Jahr 2007. Vor einem halben Jahr ist das dann auch der Verkehrsministerin wieder eingefallen. Sie wittert jährlich zwei Millionen durch Einnahmen von deutschen Skitouristen auf dieser Strecke. Da musste es nun eben schnell gehen.

Das sorgt nun nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch auf politischer Ebene in Tirol und Bayern für ziemlichen Unmut. Es ist eine Mischung aus Zorn und Verzweiflung, die derzeit aufkommt, wenn der Name Doris Bures fällt. Der Vorwurf der Ländervertreter nach dem ergebnislosen Kufsteiner Verkehrsgipfel am Freitag: Eisern und ignorant sei sie in dieser Frage.

Die Ministerin argumentiert mit Gleichheit für alle Autofahrer auf Österreichs Straßen. Und damit hat sie natürlich auch Recht. Sieben Kilometer Ausnahmeregelung kann es auf Dauer nicht geben. Doch weder Bund, Land, noch Asfinag haben ad hoc eine Lösung parat, wie vermieden werden kann, dass drei betroffene Gemeinden in Bayern und vier in Tirol nun im Ausweichverkehr ersticken.

Aus Bayern wird kolportiert, dass man so viel Sturheit in einer Verhandlung schier noch nie erlebt habe. Nachdem sich dieses Thema offenkundig nicht aussitzen lässt, sollte die Verkehrsministerin ihren Stil vielleicht noch einmal überdenken – und das einzig Sinnvolle tun: den betroffenen Ländern einen Aufschub gewähren. (Katharina Mittelstaedt, derStandard.at, 1.12.2013)