22 Punkte oder ein halbes Schuljahr. Um so viel schlechter als Buben schneiden Mädchen bei der aktuellen Pisa-Studie im Fach Mathematik ab. In keinem anderen der teilnehmenden Länder hat sich der Abstand zwischen weiblichen und männlichen Schülern so stark vergrößert wie in Österreich. Das zeigt, wie dringend Österreich hier reagieren muss.

Mädchen und Buben scheinen im Unterricht noch immer unterschiedlich gefördert zu werden. Denn die Pisa-Studie zeigt auch: Mädchen erreichen im Lesen sogar um 37 Punkte mehr als Buben. Anscheinend gilt in den Schulen und zu Hause immer noch: Buben sind gute Rechner, Mädchen können dafür besser lesen. Und dementsprechend werden sie auch im Unterricht behandelt. Dass die Buben im Lesen massiv schlechter sind als die Mädchen, ist übrigens kein österreichisches Spezifikum. Auch in den anderen Teilnehmerländern zeigt sich dieser Trend.

Was zu tun wäre: Mädchen müssen für Mathematik begeistert werden und nicht ständig hören, wie schwierig und unnötig das Fach ist. Genauso wäre es wünschenswert, dass Buben zum Lesen von Büchern motiviert werden. In ihrer Ausbildung sollten Lehrerinnen und Lehrer außerdem ihr eigenes Geschlechterbild reflektieren und lernen, wie sie Mädchen und Buben für alle Fächer motivieren können.

Eine Hoffnung, wie die unterschiedlichen Erwartungshaltungen an Mädchen und Buben ausgeglichen werden könnten, ist die Zentralmatura. Durch standardisierte Auswertungsmethoden können Lehrer dann keine Noten mehr herschenken, es gelten die gleichen Aufgaben für alle. Vielleicht stellt sich dann die Gleichbehandlung sogar von selbst ein. (Lisa Aigner, derStandard.at, 3.12.2013