So hat sich das Oppositionsführer Suthep Thaugsuban wahrlich nicht vorgestellt. Eine Eskalation wollte er auf den Straßen Bangkoks herbeiführen, um das mächtige Militär zum Handeln zu zwingen. Und dann bauen die thailändischen Sicherheitskräfte einfach die Barrikaden ab und laden die protestierende Menge ins Regierungsviertel ein.

Premierministerin Yingluck Shinawatra, gegen die sich seit Wochen der Zorn der Regierungsgegner richtet, hat die in ihrem Sinne goldrichtige Entscheidung getroffen, den Demonstranten das Feld zu überlassen. Nur Zusammenstöße, wie sie von Samstag bis Montag stattfanden, hätten den Revolutionsmotor weiter angetrieben und Yinglucks Position ernsthaft gefährdet.

Das Militär, das 2006 gegen Yinglucks Bruder Thaksin Shinawatra einschritt und ihn als Regierungschef stürzte, verhielt sich im aktuellen Machtstreit bislang neutral. Am Montag rief der Armeechef aber die Polizei auf, keine Gewalt gegen Demonstranten einzusetzen. Diesen Wink hat Yingluck sofort verstanden und die Sicherheitskräfte angewiesen, jede Konfrontation zu vermeiden. 

Nun, ohne Chancen auf eine Eskalation, steckt Suthep in einer Sackgasse. Seine Trumpfkarte - die Armee, die er "an der Seite des Volkes und der Protestierenden" wähnte - ist aus dem Spiel. Trotzdem hat Suthep bereits angekündigt, den Kampf fortzusetzen, bis das von ihm so verhasste "Thaksin-Regime" von der Macht vertrieben ist. Doch die Chancen stehen schlecht.

Viele der Demonstranten zogen nach dem rosigen Empfang friedlich wieder aus dem Regierungsviertel ab, überhaupt harren im Vergleich zu den letzten Wochen nur noch wenige tausend Regierungsgegner in den Straßen von Bangkok aus. Zudem feiert König Bhumibol Adulyadej am Donnerstag seinen 86. Geburtstag. Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass das konservative, königstreue Protestlager den Freudentag seines geliebten Staatsoberhaupts mit Protesten stören wird.

Eine Fortsetzung der Proteste ist nicht auszuschließen. Suthep treibt seine Anhänger auch weiter unermüdlich an, schließlich wurde noch keines seiner Ziele erreicht. Doch die hoffnungslose Lage wird wohl viele vor dem erneuten Gang auf die Straßen abhalten. Eine Eskalation ist nämlich weit und breit nicht in Sicht. (Kim Son Hoang, derStandard.at, 3.12.2013)