Rund ein Jahr lang werden Michael Glawogger (mi.), Kameramann Attila Boa und Tonmann Manuel Siebert für ein neues Doku-Experiment unterwegs sein.

Foto: gini brenner

Pitten – "Wenn man die ganze Welt mit der Kamera bereist, muss man auch den eigenen Garten filmen können": Mit diesem Statement lud der österreichische Filmregisseur Michael Glawogger am Dienstag zu seinem Haus im niederösterreichischen Pitten, das als Ausgangspunkt eines dokumentarischen Experiments dient. Im Laufe des Tages bricht der Dokumentarist auf zu seiner neuen Arbeit, die ohne vorgefertigtes Konzept auskommen wird.

Rund ein Jahr lang werden Glawogger, sein Kameramann Attila Boa und sein Tonmann Manuel Siebert im roten VW-Bus unterwegs sein. "Es ist eine Carte Blanche", sagte der renommierte Dokumentarist, der mit Megacities, Workingman's Death und Whores' Glory international viel beachtete Arbeiten über  globale Lebens- und Arbeitsformen gedreht hat, "und wir werden mit etwas zurückkehren, wovon wir heute noch nichts wissen."

Exklusiv wird es auf derStandard.at in ein- bis zweiwöchigem Rhythmus Tagebucheinträge von Michael Glawogger zu lesen sowie Fotos von Originalschauplätzen zu sehen geben – eine seltene Möglichkeit, ein ungewöhnliches Filmprojekt bei seiner Entstehung mitzuverfolgen. Die Route des Films wird spontan entstehen, fix ist nur die erste Richtung: Süden, voraussichtlich gen Südafrika. Attila Boa ist mit einer digitalen und einer Super-8-Kamera sowie kleineren Video- und Handykameras ausgerüstet – was er damit filmen wird, ist noch offen. "Ein Reisefilm wird es aber definitiv nicht."

Glawogger geht es um einen unverstellten Blick auf die Welt, um Neugier und Intuition. Dass dabei am Ende nichts herauskommt, glaubt der Regisseur nicht. "Was einen Filmemacher ausmacht, ist, dass er den eigenen Blick fokussieren kann. Ein Scheitern konnte ich mir bei meinen anderen Filmen eher vorstellen."

Mit einer solchen Ausgangslage an Förderungen zu kommen, bedurfte eines gewissen Vertrauens in die Fähigkeiten des Regisseurs . "Die Formulare waren schwer ausfüllbar", gab Glawogger bei einer improvisierten Pressekonferenz im Garten zu. "Das hat dann ein ZDF-Redakteur für mich gemacht." Der deutsche Sender ist ebenso an Bord wie der ORF und sieben deutsche und österreichische Förderstellen.  (APA/kam, derStandard.at, 3.12.2013)