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Mehr leistbare Wohnungen für Studentinnen und Studenten wünscht sich Gemeinderat Christoph Chorherr. 300 Euro Miete pro Monat nennt er als Ziel.

Foto: APA/dpa/Kästle

Das Projekt "Milestone", direkt an der U2-Station Messe/Prater gelegen, markiert preislich das obere Ende der Bandbreite im Segment Wiener Studentenwohnungen. Bauherr IC Projektentwicklung vermeldete am Donnerstag die Vollvermietung des Neubaus: Alle 429 Einzelapartments sind nun belegt. Die Bewohner kommen aus 45 verschiedenen Ländern, jeder von ihnen zahlt für 24 m² 550 Euro im Monat ("All-in-Miete").

Foto: IC Projektentwicklung GmbH

In Wien wurden in den letzten Jahren zwar viele Studierendenwohnheime errichtet, die allermeisten davon zielen allerdings auf gut bis besser betuchte Klientel ab. Um das Angebot im leistbaren Segment zu erhöhen, startet Grünen-Gemeinderat Christoph Chorherr nun eine Aktion, von der er "selbst am meisten gespannt ist, was da herauskommt": Im Rahmen eines offenen Architekturwettbewerbs sollen Projektideen für temporäre Studierendenheime gesucht werden.

Abbau nach fünf bis sieben Jahren

Konkret sollen diese mobilen Heime auf Liegenschaften im Nahbereich der öffentlichen Hand entstehen, die erst in frühestens fünf bis sieben Jahren bebaut werden sollen und bis dahin brach liegen. "Die Stadt Wien bemüht sich, mit den Eigentümern dieser Liegenschaften Verträge anzuregen, damit diese ihre Gründe kurzfristig zur Verfügung stellen. Hier sollen dann temporäre Wohnstrukturen errichtet werden, die nach Ablauf dieser Zeit kostengünstig abgebaut und anderswo wieder aufgestellt werden können."

Die Errichtungskosten sollen dabei 35.000 je Heimplatz nicht übersteigen, damit die Mieten später bei nicht viel mehr als 300 Euro pro Monat liegen können. Angenommen wird eine Funktionsdauer von 40 Jahren, wobei ein fünfmaliger Auf- und Abbau einkalkuliert werden soll.

Höchstmögliche Flexibilität

"Der Wettbewerb ist darauf ausgerichtet, dass die Objekte auch an Standorten funktionieren, die man heute noch nicht kennt. Sie dürfen also nicht idealtypisch auf einen bestimmten Standort zugeschnitten sein", umreißt Chorherr eine der zahlreichen Herausforderungen dabei. Die Objekten müssen also in Größe und Anordnung an unterschiedliche Grundstückskonfigurationen angepasst werden können und "aus ökonomischen Gründen" ohne Aufzug ihr Auslangen finden – was wiederum die Bauwerkshöhe beschränkt.

Läuft alles nach Wunsch und kommen tatsächlich umsetzbare Projekte zustande, sollen die ersten beiden mobilen Heime (mit jeweils 40 bis 50 Zimmern) auf einem noch unbebauten Grundstück in der Seestadt Aspern, im Bereich der letzten Ausbaustufe des Innovationsquartiers, aufgestellt und von den beiden Studentenheimbetreibern OeAD und home4students betrieben werden. Fünf Jahre werden sie dort stehenbleiben können, meint Chorherr.

Geringe Lebenszykluskosten

Auslober des Wettbewerbs ist Michael Gehbauer, Geschäftsführer der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA). Er baut bereits ein Studentenheim in der Seestadt, nämlich das energieoptimierte "GreenHouse". Auch bei den temporären Heimen soll auf geringe Lebenszykluskosten geachtet werden, "insbesondere auf laufende Instandhaltungs-, Wartungs- und Betriebskosten", und auch die sogenannte "graue Energie" bei der Herstellung sowie die Wiederverwertbarkeit der verwendeten Materialien nach dem Ende der Nutzungsdauer soll bedacht werden.

Was die baulichen Vorgaben betrifft, müsse die geltende Wiener Bauordnung "natürlich eingehalten werden", so Chorherr im Gespräch mit derStandard.at. "Es gibt aber Erleichterungen für temporäres Wohnen, die beansprucht werden können" – etwa, dass keine Pkw-Stellplätze gebaut werden müssen.

Mehrere Konzepte gesucht

Was die einzelnen Raumgrößen betrifft, gibt es keine Vorgaben. Einzelzimmer sollen es sein, "aber es können auch WG-artige Wohnformen gemacht werden. Die Jury wird dann entscheiden." Letzterer sitzt Architekt Much Untertrifaller vor, und sie soll – wenn es nach Chorherr geht - nicht nur ein umsetzbares Konzept finden, sondern gleich mehrere. "Falls sich die ersten Projekte bewähren, soll das durchaus ausgeweitet werden, indem man dann eventuell auf eine dritte oder vierte Einreichung zurückgreift."

Dem Grünen Gemeinderat schweben "idealerweise" Kooperationen von kreativen Architekturbüros mit Fertighausherstellern vor, er gibt aber zu, dass es zahlreiche Skeptiker gibt. "Viele sagen, das wird in Summe nicht zu leisten sein. Ich sage: Der Wettbewerb wird es zeigen." (Martin Putschögl, derStandard.at, 6.12.2013)