Es ist ein altbekanntes Phänomen: Ein verbal Entgleister reagiert auf Kritik mit sprachlicher Verrenkung und der Empörung, vermeintlich missverstanden worden zu sein. So tat es nun der Gföhler Bürgermeister Karl Simlinger (VP), der laut einem Zeugen "Pressefritzen aufgehängt" sehen wollte - "de san wia die Juden".

Simlinger reagierte auf die einprasselnde Kritik nach Hilmar-Kabas-Manier: Der ehemalige FP-Wien-Chef hat einst aus "Lump" (Richtung Bundespräsident Thomas Klestil) "Hump oder Dump" gemacht. Der Gföhler Stadtchef wiederum behauptete, er habe vom "Duden" gesprochen, und das sei alles ein "akustisches Missverständnis".

Der Hump-Dump-Reflex hat in der österreichischen Politik Tradition. Immer wieder "entgleisen" Mandatare in eine antisemitische oder verharmlosende Richtung: wie FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache beim WKR-Ball mit "Wir sind die neuen Juden". Seine Reaktion danach: Der Standard-Journalist habe ihn völlig missverstanden. Die Karikatur eines Bankers mit Hakennase und Davidsternen auf Facebook? Missinterpretiert. Dahinter steckt das Kalkül, den rechten Wählerrand zu bedienen, ohne strafrechtliche Folgen tragen zu müssen. Rücktritte bleiben zumeist aus. Der Gföhler Bürgermeister bildet da nur scheinbar eine Ausnahme. Er erklärte seinen Abgang am Freitag beleidigt damit, er habe die Amtsübergabe ohnehin schon geplant gehabt. Von Einsicht war wieder einmal keine Spur. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 7.12.2013)