Der Permafrost auf dem Gaislachkogel ließ den Architekten wenig Spielraum bei der Konstruktion des Restaurants Ice Q.

Foto: Thomas Rottenberg

Die Frage nach dem Warum stelle sich nicht, meint Angelika Falkner. "Die Gäste wollen das", sagt sie. Außerdem spräche schon das Panorama dafür, genau hier eines zu errichten: ein Spitzenlokal – 3048 Meter über dem Meer.

In einem Punkt, weiß Falkner, Ötztaler Hotelbetreiberin und Angehörige jener Familie, die die Geschicke der Söldener Bergbahnen lenkt, drohe kein Widerspruch: Der Ausblick vom Gaislachkogel ist gigantisch. Von Söldens höchstem Gipfel mit Lift sieht man von der Zugspitze bis zu den Dolomiten. Dazwischen liegen rund 250 der 500 österreichischen Dreitausender. Österreichs zweithöchster Berg, die Wildspitze (3768m), ist zum Greifen nah. Doch die Klientel, die seit heute, dem 7. Dezember, mit diesem Projekt angesprochen werden soll, greift gar nicht nach Gipfeln. Sie will nur den Blick genießen – von der Komfortzone aus.

Eine solche haben die Bergbahnen auf den Gaislachkogel geholt: Ice Q nennt sich der neue Kubus aus Glas, Holz und Stahl. Neben einem High-End-Restaurant mit 94 Plätzen bietet er eine exklusive Lounge für maximal 40 Gäste. 88 Euro pro Person kosten dort Champagner, Häppchen und der garantierte Logenplatz.

4,5 Millionen Euro hätten die Bergbahnen hier investiert, verrät Angelika Falkners Bruder Jakob, Chef der Bergbahnen, den Die Zeit schlicht "Schneekönig" nennt. Im kaufmännischen Sinn vernünftig, sagen die Geschwister, sei das Projekt nicht. 18 Mitarbeiter und die Logistik für die hier angepeilte "Alpine Cuisine" seien eher "eine Abrundung des Angebots, das wir den Gästen der Region machen".

Die hohe Gastronomie

Gastro-Luxus auf höchster Seehöhe liegt jedenfalls im Trend – im Stubaital ebenso wie am Arlberg. Bekannte Beispiele sind die "Wedel"- und "Kristallhütte", die Martha, Heinrich und Georg Schultz, die größten privaten Seilbahnbetreiber Österreichs, auf 2150 und 2350 Meter Seehöhe in die Zillertaler Bergwelt setzten.

Doch während man im Zillertal auf dem Berg übernachten kann, ist das in Sölden nicht möglich. Auch, weil ein Bauwerk hier heroben nicht beliebig groß dimensioniert werden konnte und die geologischen Bedingung das Ice Q ohnehin zur architektonischen Herausforderung machten: Architekt Johann Obermoser musste das Gebäude auf lediglich zehn mal zehn Meter Grundfläche errichten und vorab mögliche Verschiebungen des Untergrundes einkalkulieren.

Ähnlich wie bei der benachbarten, erst vor drei Jahren errichteten Seilbahnstation müssen die Fundamente des Neubaus mit dem Permafrostboden "kommunizieren". Bis zu 80 Zentimeter Bewegungsspielraum lassen die 28 Einzelfundamente des Seilbahngebäudes zu. Das Ice Q dagegen steht, laienhaft gesagt, auf drei Achsen. "Es ist gebaut und gelagert wie ein Stehaufmännchen", präzisiert der Architekt. "Die an geschichtete Eisblöcke erinnernde Konstruktion hat also nicht ausschließlich ästhetische Gründe", sagt Obermoser und ist überzeugt, dass diese Art zu bauen für vergleichbare Lagen im Alpenraum zukunftsweisend sein kann.

Das Ice Q beherbergt nunmehr Österreichs höchsten Weinkeller. Die Lagerung in dieser Höhe soll vor allem den Pino 3000 außergewöhnlich machen. Den Grundstein für diesen Pinot Noir haben der Burgenländer Paul Achs, die Südtiroler Kellerei Sankt Pauls und das deutsche Weingut Heger gemeinsam mit der Lese 2011 gelegt. Nach drei Jahren Reife wird er ausgeschenkt, erste Proben erhielten von Fachmagazinen gute Bewertungen. Liebhaber sicherten sich bereits etliche Flaschen – und bezahlten hohe Preise für die Lagerung in der Höhe.

Weniger betuchte Menschen sollen aber ebenfalls von dieser Höhenlage profitieren können: Die Dachterrasse ist öffentlich und der Ausblick ohnehin unbezahlbar. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, Album, 07.12.2013)

Foto: Thomas Rottenberg

Atemberaubend ist der Blick auf die Berggipfel vom Helikopter aus. Mehr dazu gibt es morgen!