Paris/Wien - Der französische Autor und Philosoph Regis Debray ist am Mittwoch in Paris mit dem Manes-Sperber-Preis für Literatur geehrt worden. Der in unregelmäßigen Abständen vergebene, mit 8.000 Euro dotierte Preis wird für hervorragende Leistungen im gesellschaftspolitischen Roman, der politisch-literarischen Essayistik oder gesellschaftspolitisch bedeutsamer Kulturphilosophie vergeben.

Die Jury begründete laut Aussendung des Kulturministeriums ihre Wahl damit, dass das Werk des 1940 in Paris geborenen Intellektuellen zutiefst mit den Erfahrungen der europäischen Linken im 20. Jahrhundert und auch mit intellektuellen und politischen Brüchen und Kehren verbunden sei. Seine Lebensgeschichte, die sich in seinem Werk widerspiegle, sei geprägt von einem kompromisslosen Einsatz für eine bessere sozialistische Welt und zugleich von einer zunehmenden Desillusionierung hinsichtlich jener politischen Kräfte, die diese Utopie ins Werk zu setzen versucht haben.

Berater des französischen Präsidenten

Regis Debray war in den 1980er Jahren Berater des französischen Präsidenten Francois Mitterrand für außenpolitische Fragen und unter Präsident Jacques Chirac mit einem Bericht über die Möglichkeiten einer Vermittlung von religionsgeschichtlichen und -soziologischen Kenntnissen im französischen, auf laizistischer Grundlage basierenden Schulsystem beauftragt. Zu seinen bekanntesten auf Deutsch erschienenen Werken zählen "Der chilenische Weg" (1972), "Spanien nach Franco" (1975), "Der Einzelgänger" (1979) und "Jenseits der Bilder" (1999).

Von 1998 bis 2002 war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Nationalen Hochschule für Kommunikationswissenschaft und Bibliothekswesen ENSSIB, und 2002-2004 Präsident des Europäischen Instituts für Religionswissenschaften IESR. Seit 2011 ist er auch Mitglied der Academie Goncourt, die alljährlich den bekanntesten französischen Literaturpreis "Prix Goncourt" an Romanautoren vergibt.

Der 1985 gestiftete Manes-Sperber-Preis wird in Kooperation mit der Manes-Sperber-Gesellschaft in unregelmäßigen Abständen, zumindest aber im Fünf-Jahres-Rhythmus, vergeben. Frühere Preisträger waren Siegfried Lenz (1985), Albert Drach (1988), Ilse Aichinger (1990), Michael Köhlmeier (1996), Ruth Beckermann (2000), David Grossmann (2002), Karl-Markus Gauß (2005), Peter Esterhazy (2009) und Jiri Grusa (2011). (APA, 11.12.2013)