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Monika Lindner und Alexander Wrabetz: Archivbild aus dem Jahr 2006.

Foto: AP Photo/Hans Punz

Wien - Vier Milliarden Euro an Ausgaben verantwortete Monika Lindner als ORF-Generaldirktorin von 2002 bis 2006. Ihrem langjährigen Lebensgefährten, dem Werber Günter O. Lebisch, gab sie Aufträge für 0,07 Prozent dieser Summe: So suchte ihr damaliger Finanzdirektor und der heutige General Alexander Wrabetz die Vergaben an Lebisch einzuordnen, als er Donnerstag von der internen Prüfung berichtete.

Lindner legte Donnerstag laut einer Sprecherin Wert auf die Feststellung: "Lebisch war zu Lindners Zeit im ORF nicht ihr Lebensgefährte, da war sie verheiratet – und jetzt ist er es auch nicht."

Dieser Aspekt war laut Wrabetz nicht Gegenstand der Untersuchung der ORF-Revision.

Einen Endbericht über Lindners Vergaben an Lebisch hat die ORF-Revision noch nicht geliefert. Stand Donnerstag: 2,3 ORF-Millionen gingen an Lebisch zwischen 1998, als Lindner Landesdirektorin in Niederösterreich wurde, bis 2006, als Wrabetz die Generalin ablöste.

Der Staatsanwaltschaft verspricht der ORF volle Unterstützung. Sie untersucht wie berichtet die Vergaben an Lebisch von ORF und St. Anna Kinderkrebsforschung, wo Lindner bis Herbst 2013 im Vorstand saß. Lindner lässt ausrichten, alle Aufträge an die Werbeagentur seien "nach genauer Prüfung durch die Gremien von St. Anna selbst erfolgt".

Lindner war zuletzt wenige Wochen Abgeordnete zum Nationalrat.

"Keine Anhaltspunkte für Unplausibilitäten"

Die ORF-Revision fand bisher laut Wrabetz "keine Anhaltspunkte für Unplausibilitäten" in den zwei größeren und 24 kleineren Aufträgen an Lebisch ab 1998. Allen Aufträgen seien auch Leistungen gegenübergestanden. Manche seiner Arbeiten, etwa eine Verkehrssicherheitskampagne oder Werbung für FM4, erhielten Werbepreise. Lebischs Aktivitäten für ein neues Corporate Design des ORF (er strich etwa das ORF-Auge) hätten "einen Bruchteil" des Redesigns von Neville Brody unter Gerd Bacher gekostet. Wrabetz räumt im selben Atemzug ein, dass der Vergleich mit dem britischen Designstar keiner ist.

Nicht untersucht hat die ORF-Revision laut Wrabetz Lebischs Aktivitäten für das Vorabendformat "Willkommen Österreich", das Lindner 1995 mitentwickelte und bis 1998 leitete. Die Aktivitäten seien nicht (mehr) dokumentiert, erklärt das der General. Lebisch produzierte ein Magazin für den vom ORF organisierten Zuschauerklub zur Sendung.

Der Stiftungsrat beschloss Donnerstag Alexander Wrabetz' nächste Milliarde als ORF-General, ganz ohne Lebisch:

  • Das Budget 2014 je mit je rund einer Milliarde Umsatz und Aufwand beschloss der Stiftungsrat einstimmig. 1,4 Millionen operatives Ergebnis (EGT) sind im Konzern budgetiert, Anteile von Gesellschaftern wie Raiffeisen an der Sendertochter ORS schon abgezogen. 500.000 soll das EGT des ORF ohne Tochterfirmen betragen.
  • Die künftige Wiener ORF-Zentrale will der Gebührensender über ein Leasingmodell oder eine Anleihe finanzieren. Darüber entscheiden soll der Stiftungsrat nun am 6. März 2014. Wie darüber, ob der ORF seine Wiener Standorte auf dem sanierten Küniglberg konzentriert und dort einen neuen trimedialen Newsroom für TV, Radio und Online anbaut. Das 300-Millionen-Euro-Projekt würde der Stiftungsrat dann in seiner laut Plan letzten Sitzung vor der Neubestellung beschließen.
  • Rat auf Draht Die Kinderhilfe-Hotline wird wegen ORF-Sparmaßnahmen künftig von SOS Kinderdorf betrieben, mehr dazu hier. (red, DER STANDARD, 13.12.2013)