Wien - Viele Vermieter von Wiener Altbauwohnungen verlangen zu hohe Mieten, indem sie sich beispielsweise nicht an den geltenden Richtwert halten oder den 25-prozentigen Abschlag bei einer befristeten Vermietung nicht gewähren. Rund 21 Millionen Euro, so errechnete die Arbeiterkammer vor einigen Wochen, wurden im Jahr 2011 auf diese Art und Weise von Wiener Mieterinnen und Mietern in Summe zu viel verlangt. Für 2010 kam sie sogar auf 22 Millionen Euro.

Viele wissen nicht, dass sie zuviel zahlen und sich dieses Geld zurückholen könnten (zunächst per Gang zur Schlichtungsstelle), sofern dieser Anspruch noch besteht. Die Mietervereinigung (MVÖ), für viele erste Anlaufstelle, hat im heurigen Jahr beispielsweise "nur" 1,6 Millionen Euro für ihre Mitglieder erstritten.

25 Prozent Provision

Der Wiener Steuerberater Christian Pultar schielt nun auf den großen Rest und hat gemeinsam mit einem Partner die "Miete Runter GmbH" gegründet. Sie soll als Prozessfinanzierer das Klagsrisiko übernehmen, im Erfolgsfall behält man sich 25 Prozent an Provision ein. "Wir schauen uns zunächst anhand der Fakten an, ob wir was erreichen können. Ist dies der Fall, bieten wir einen Prozessfinanzierungsvertrag an."

Wird dieser vom Kunden unterschrieben, wandert die Causa zu einem "externen Anwalt", der dann das Geld erstreiten soll. "Natürlich können die Leute auch woanders hingehen", sagt Pultar. Und natürlich müsse etwas herausschauen dabei: Wegen 400 Euro bzw. 100 Euro Provision werde man nicht aktiv werden. Wenn die Miete Runter GmbH aber einen Fall übernehme, trage diese jedenfalls das gesamte Risiko, verspricht er.

Werbeaktion sorgt für Aufsehen

Der forsche Marktauftritt - etwa kürzlich per Postwurf-Werbeaktion in Gegenden mit hohem Zinshausanteil - erzeugte naturgemäß Aufsehen. Vonseiten der Rechtsanwaltskammer, wo man beim Anruf des Standard noch nichts von der Firma wusste, will man nun vom dafür zuständigen Rechtsanwaltsverein prüfen lassen, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Auf das Ergebnis ist man auch beim Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) schon gespannt.

MVÖ-Präsident Georg Niedermühlbichler will in dem Angebot "keine Konkurrenz, eher einen Zubringer" sehen. Er hält die Provision für zu hoch und weist darauf hin, dass 80 Prozent der Fälle ohnehin von der Schlichtungsstelle entschieden würden, also keine Klage nötig sei. Ferner würden Mieterorganisationen etwa auch bei Betriebskostenabrechnungen Unterstützung anbieten.

Pultar glaubt aber, dass Mieterverbände durch die notwendige Mitgliedschaft abschrecken. "Manche wollen nicht irgendwo beitreten, nur um ihr Recht durchsetzen zu können." (Martin Putschögl, DER STANDARD, 14.12.2013)