Ingrid Bergman, "Ein Leben in Bildern". Hrsg: Isabella Rosselini. € 100,- / 528 Seiten. SchirmerMosel-Verlag, München 2013

Foto: Matthias Cremer

Eines ist immer wieder ganz offensichtlich, betrachtet man Fotografien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Solche Gesichter gibt es heute nicht mehr. Derartige Charakterköpfe, gleichgültig ob männlich oder weiblich, existieren heute nicht mehr. Mitsamt ihrer Grazie, Anmut und ihrem Charme, ihrer Strenge, Ruhe, ernsthafter, konzentrierter Wahrhaftigkeit und Eleganz.

Augenscheinlich wird dies auch angesichts der neuen Monografie über die Schauspielikone Ingrid Bergman (1915- 1982). Das von Tochter Isabella Rossellini liebevoll zusammengestellte Album aber zeigt die Leinwandgöttin auch abseits des Bekannten, jenseits des offiziösen Glamours. Private Fotos, Filmstills, Snapshots der Paparazzi sowie biografische Notizen säumen den Weg und zeichnen ein buntes Kaleidoskop eines diskursiven, damals provokanten, öffentlichen, erfolgreichen und erfüllten Lebens. Greifbar die Stationen ihres Schaffens: Schweden, wo sie erste Erfolge feierte, Berlin, Hollywood, wo sie zum Weltstar avancierte, Rom, in das sie aus der ersten Ehe flüchtete, um drei Kinder und fünf Filme in die Welt zu setzen, und die triumphale Rückkehr nach der skandalösen Scheidung von Rossellini nach Los Angeles.

Paris, New York, London und Beverly Hills geraten in Wahrheit aber zur Staffage angesichts der Kollegenschaft, der man auf den Fotografien wieder begegnet: Cary Grant, Gregory Peck, Victor Fleming, Spencer Tracy, Federico Fellini, Ernest Hemingway, Liv Ullmann, Gary Cooper, Humphrey Bogart, Robert Capa, Yul Brynner, Françoise Sagan, Yves Montand, Ingmar Bergman, Dirk Bogarde, Anthony Perkins und vielen anderen bis zu Alfred Hitchcock, mit dem sie eine langjährige, enge Freundschaft verband. Fantastisch die Kraft und die Präsenz der Porträtierten, deren 44 Filme - von Casablanca bis zur Herbstsonate - ausnahmslos zu den Klassikern der Kinematografie zählen. Authentisch, berührend. Im wahrsten Sinne des Wortes: großes Kino! (Gregor Auenhammer, Album, DER STANDARD, 14./15.12.2013)