Foto: libia castro & ólafur ólafsson

Der Film "Socialism Failed, Capitalism is Bankrupt. What comes Next?" von Oliver Ressler wurde 2010 im größten Bazar von Jerewan aufgenommen, der "Bangladesch" genannt wird. Im Film erzählen die Kaufleute des Markts von ihrem Kampf ums Überleben in der Krise eines post-sozialistischen Staates, in dem der Großteil aller Fabriken der Sowjetzeit geschlossen und das soziale Sicherheitsnetz aufgelöst wurde.

Auch die Video- und Fotoarbeit von Milica Tomić bezieht sich auf eine sehr persönliche Situation. "Portrait of My Mother (1999)" entstand in den Tagen nach den Nato Bombardements auf Belgrad. Tomić thematisiert die komplexen Beziehungen zwischen dem Trauma der verlorenen jugoslawischen Moderne und den neuen Identitätspolitiken der Milosević Jahre.

Akram Zaataris Video "Tomorrow Everything will be Alright" wiederum setzt sich auf einer sehr persönlichen Ebene mit Formen des Übergangs auseinander. Zwei ehemalige Liebhaber führen eine Unterhaltung, nachdem sie sich vor 10 Jahren getrennt hatten, und gestehen einander, dass sie das Verlangen danach spüren, sich wieder zu sehen. Die Worte, die sie dabei wechseln, werden jedoch auf einer klassischen Schreibmaschine geschrieben, wodurch BetrachterInnen dazu angeregt sind, diese sehr persönliche und poetische Konversation mitzulesen.

Marco Poloni bezieht sich in seiner Multimediainstallation "Monika Ertl's Pistol" auf historische  Gegebenheiten. Nach Mutmaßungen ermordete die Untergrundkämpferin Monika Ertl 1971 den Konsul Roberto Quintanilla Pereira im bolivianischen Generalkonsulat in Hamburg. Für die Tat wurde eine Pistole aus dem Besitz des italienischen Verlegers Giangiacomo Feltrinelli benutzt, der auch unter dem Codenamen Osvaldo bekannt war.

Libia Castro & Ólafur Ólafsson zeigen eine sieben Meter lange Neonschriftinstallation mit der Phrase: "Dein Land existiert nicht". Mit dieser Aussage beziehen sie sich auf gegenwärtige Migrationsbewegungen, die aufgrund von politischen, wirtschaftlichen oder professionellen Gründen stattfinden können. Die Auflösung nationalstaatlicher Gebilde hinsichtlich globaler, neoliberaler Strukturen hinterfragt die Thematik von länderspezifischen Strukturen, die gleichzeitig einen Pluralismus an ethnischem und kulturellem Bewusstsein einfordern.

Santiago Sierra zeigt in dem Video "Burned Word", wie das Wort "Future" öffentlich verbrannt wird. Das Video wurde 2012 in El Cabanyal, einem historischen Stadtteil und Fischerviertel von Valencia verwirklicht, das sich von dem Entwurf einer neuen, städtedurchquerenden Allee bedroht sieht.

Aslı Çavuşoğlus audio-visuelle Installation "191/205" bezieht sich auf die Tatsache, dass 1985 die Generaldirektion der Türkischen Radio- und Fernsehgesellschaft TRT 205 Wörter in Fernseh- und Radiosendungen untersagte, weil diese angeblich nichts mit der türkischen Sprache zu tun hatten bzw. nicht dem allgemeinen türkischen Standard entsprachen.

Einige der KünstlerInnen sind im Rahmen der Ausstellung Artists-in-Residence des quartier21/MuseumsQuartier: so wird der bulgarische Künstler Vikenti Komitski vor Ort eine neue Arbeit produzieren. Vikenti Komitski's Arbeiten setzen sich mit Readymades auseinander und der Art und Weise, wie diese andere Objekte und Ideen beeinflussen. Dies kann manchmal auch zu einem kritischen Statement über die Funktion von Kunstwerken per se führen. Köken Ergun wird ebenso eine speziell für das MQ adaptierte Version einer seiner Arbeiten zeigen. Seine Arbeiten beziehen sich auf streng politisch und religiös artikulierte Positionen und die sozialen Reaktionen darauf. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf soziale Widersprüche gelegt.