Bild nicht mehr verfügbar.

Glenn Greenwald

Foto: AP

Die Keynote wurde mit Standing Ovations von den Besuchern bedacht

Foto: WebStandard

Der Journalist Glenn Greenwald ist überzeugt, dass der Kampf um die Privatsphäre nach den Enthüllungen über Geheimdienst-Spionage vor allem über Technologie ausgefochten werden wird. Er habe wenig Hoffnung, dass der US-Kongress dem Geheimdienst NSA wirksame politische Grenzen setzen werde, sagte Greenwald am Freitag bei einem Auftritt auf dem Hackerkongress 30C3 (Chaos Communication Congress) in Hamburg.

"Es wird noch viele weitere Berichte geben."

"Ich denke, es ist möglich, dass die Gerichte einige wirksame Einschränkungen durchsetzen werden", erklärte er zugleich per Videoübertragung aus Rio de Janeiro. Die größte Hoffnung setze er allerdings auf Computerexperten und Hacker wie die Teilnehmer beim Hamburger Chaos Communication Congress. "Letztlich wird der Kampf über die Freiheit des Internets vor allem auf dem Schlachtfeld der Technologie geführt werden. Die NSA weiß das", sagte Greenwald. Er rief die Hacker auf, sich für den Schutz der Privatsphäre einzusetzen. Gleichzeitig kündigte er eine Fortsetzung der Enthüllungen an: "Es wird noch viele weitere Berichte geben." Greenwald spielte eine Schlüsselrolle bei den Berichten über die Überwachungsprogramme. 

Standing Ovations

Er ist einer der Journalisten, denen der Informant Edward Snowden die von ihm heruntergeladenen NSA-Unterlagen übergeben hatte. Seine Rede wurde mit Standing Ovations von den Besuchern des 30C3 bedacht. Insgesamt haben sich rund 8000 Besucher  in Hamburg eingefunden. Erstmals hielt ein Journalist die Keynote auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs.

Reges Interesse

Die Teilnehmer des Kongresses erwarten bis Montag dutzende Vorträge, Projekte und Präsentationen. Dabei spielen die NSA-Enthüllungen immer wieder eine Rolle. So nahm der Linguistik-Professor Martin Haase am Freitag die Versuche deutscher Politiker aufs Korn, die Tragweite der Enthüllungen kleinzureden. Besonders die Aussagen des damalige Kanzleramtschef Ronald Pofalla, die NSA-Affäre sei beendet, nahm er unter den Lachern der Zuhörer auseinander.

Die Organisatoren erwarten über 9000 Teilnehmer. Das ist mehr als in den vergangenen Jahren, sagte Frank Rieger vom Veranstalter Chaos Computer Club. "Der Snowden-Faktor spielt da schon eine Rolle." Der CCC warnt seit Jahren vor ausufernder staatlicher Überwachung und schwindendem Datenschutz. Das Thema sei inzwischen auch in der breiten Bevölkerung angekommen. Pritlove kritisierte jedoch halb scherzhaft, dass die Warnungen der Netzaktivisten immer noch nicht ernst genommen würden.

Julian Assange

Auf dem Kongress steht die Hackerszene auch vor der Frage, wie sie politisch und technisch auf die Erkenntnisse aus den Snowden-Dokumenten reagieren will. In mehreren Vorträgen soll es um Gegenmaßnahmen wie Verschlüsselung und Anonymisierung gehen. Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange, soll wie Greenwald per Video auftreten. (APA/red, 28.12. 2013)