Mit Anbruch des neuen Kalenderjahres besinnt man sich auch im Burg-Ensemble auf die Kraft der Zusammengehörigkeit. Die Ex-Vizedirektorin des Wiener Burgtheaters darf sich über den Zuspruch des Ensembles freuen. Silvia Stantejsky, eine für ihre Tüchtigkeit allseits geschätzte Managerin, wirft man Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung vor. Bundestheater-Chef Georg Springer hatte prompt Stantejskys Entlassung erwirkt.

Fast ist man über so viel Korrektheit gerührt. Niemand behauptet ernsthaft, die Geschäftsführerin hätte aus Eigeninteresse gehandelt. Seit 13 Jahren sind die Subventionen für die Bundestheater nur minimal angehoben worden. Man muss kein Buchhalter sein, um die daraus erwachsene Notlage für den künstlerischen Betrieb zu verstehen. Die fantasievolle, vielleicht nur unverkrampfte Verteilung von Rechenposten ist "verdienstvoll". Sie erhält die Illusion aufrecht, dieses Land wüsste, was es an seinen Kultureinrichtungen hat.

Kaufmännische Findigkeit ist das notwendige Rüstzeug für Arbeit im Kulturmanagement. Stantejskys Rechnungsabschlüsse haben jahrelang die Kontrollinstanzen passiert. Man wähnt Tartufferie im Spiel. Wusste der Burgdirektor von Stantejskys Praktiken, wirft das kein besonders günstiges Licht auf ihn. Fiel Matthias Hartmann aus allen Wolken, stellt sich die Lage für ihn kaum besser dar. Und was tun eigentlich all die Aufsichtsräte? (Ronald Pohl, DER STANDARD, 8.1.2014)