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Thomas Hitzlsperger beendete im September 2013 seine Karriere.

Foto: apa/epa/hanschke

Köln/Wien - Der ehemalige deutsche Teamspieler Thomas Hitzlsperger hat sich als erster prominenter Fußballer zu seiner Homosexualität bekannt. "Ich äußere mich zu meiner Homosexualität, weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte", sagte der 31-Jährige im Interview mit der "Zeit". Deutschlands Teamchef Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff seien über seinen Schritt informiert.

 

Interview mit Thomas Hitzlsperger

Hitzlsperger ist für sein Engagement gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit bekannt, er engagierte sich auch zugunsten von HIV-positiven Kinder in Afrika. Der ehemalige Bundesliga-Profi des VfB Stuttgart (Meister 2007), der auch lange in England für Aston Villa spielte, bestritt zwischen 2004 und 2010 52 Länderspiele für den DFB. Letzten September gab er nach vielen Verletzungen und Vereinswechseln das Ende seiner Karriere bekannt.

Er habe sich immer wieder über die Widersprüche geärgert, die in der Fußballwelt im Umgang mit Homosexualität aufgebaut würden, so Hitzlsperger im Gespräch mit der "Zeit". Der Profisport sei ein absolut harter Leistungssport: "Kampf, Leidenschaft und Siegeswille sind untrennbar miteinander verknüpft." Das passe nicht zu dem Klischee, das sich viele Leute von einem Homosexuellen machten, nämlich: "Schwule sind Weicheier." 

Da "lässt man die Mehrheit gewähren"

Das Bewusstsein, homosexuell zu sein, sei "ein langwieriger und schwieriger Prozess" gewesen, so Hitzlsperger weiter. Homosexualität werde im Fußball "schlicht ignoriert". Bis heute kenne er keinen Fußballer persönlich, der das zu seinem Thema gemacht hätte. "In England, Deutschland oder Italien ist Homosexualität kein ernsthaftes Thema, nicht in der Kabine jedenfalls." In den genannten drei Ländern hatte der gebürtige Münchner gespielt.

Sager von Kollegen seien nicht immer einfach zu ertragen gewesen. "Überlegen Sie doch mal: Da sitzen zwanzig junge Männer an den Tischen und trinken. Da lässt man die Mehrheit gewähren, solange die Witze halbwegs witzig sind und das Gequatsche über Homosexuelle nicht massiv beleidigend wird", sagte Hitzlsperger.

Unterstützung vom Verband

Der DFB veröffentlichte im Sommer 2013 bereits eine Informationsbroschüre mit dem Titel "Fußball und Homosexualität". Sie solle dazu anregen, "sich mit dem Thema sexuelle Identität unaufgeregt und entschleunigt auseinanderzusetzen", heißt es darin. "Sollte sich ein Spieler, egal ob in der Bundesliga oder der Kreisliga, outen wollen und dabei die Unterstützung des DFB benötigen, so wird unser Verband jegliche Hilfe anbieten", schrieb Präsident Wolfgang Niersbach in seinem Vorwort.

Hitzlsperger hatte sich im September mit sehr kritischen Worten aus dem Fußball verabschiedet. "Wirtschaftlich überdreht ist die Branche schon seit langem, und diese Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen", hatte er in der "Süddeutschen Zeitung" erklärt. Er beobachte diese Entwicklungen aufmerksam und stelle sich die Frage, "ob irgendwann einmal die Ernüchterung eintritt und ans Tageslicht kommt, was sich hinter diesem Boom alles abgespielt hat". (sid/red, 8.1.2014)