Diplomatisch wirkte sein Abschied vom Küniglberg ausbaufähig: In TV-Media beklagte sich Eugen Freund (62) bitter darüber, dass er mit November den ORF in Richtung Frühpension verlassen müsse, dass ihm das trocken per Brief mitgeteilt wurde nach 40 Jahren Einsatz für das Unternehmen als Redakteur, als Korrespondent, als Moderator und zuletzt als Anchorman der Zeit im Bild. "Vielen Dank. Und vergessen Sie nicht, den Ausweis abzugeben", zitierte er das Schreiben.

Immerhin: Er räumte auch ein, dass er seinen Handshake in die Frühpension mit Ende 2013 schon zwei Jahre zuvor mit seinem Arbeitgeber vereinbart und unterschrieben hatte.

Der ORF ließ Freund schließlich noch bis Ende 2013 weitermoderieren; Nachfolger Rainer Hazivar war noch nicht bestellt. Zu Silvester bekam Freund noch ausführlich Gelegenheit für seinen Abschied vom Publikum. ZiB-Partnerin Nadja Bernhard kämpfte mit den Tränen, bevor die beiden vor laufender Kamera Blumensträuße austauschten.

"Ich kann nicht leben von dem, was mir laut ASVG zustehen würde", klagte er, habe "noch nicht meine Jahre zusammen" für die Pension. Da hilft auch Der Tod des Landeshauptmanns nicht über die Runden, Freunds erster Kriminalroman, der auf Jörg Haiders Unfalltod basiert. In Kärnten ist Freund, geboren 1951 in Wien, aufgewachsen. Er begann 1972 bei Profil, 1974 wechselte er in die Innenpolitik des ORF-Radios. 1978 wurde er Pressesekretär von Außenminister Willibald Pahr in Bruno Kreiskys SPÖ-Alleinregierung. Danach arbeitete Freund fünf Jahre beim Österreichischen Presse- und Informationsdienst in New York, lehrte dann an den Publizistik-Instituten in Wien und Salzburg, 1986 kehrte er zum ORF zurück: erst als Moderator der ZiB 2, dann Innen- und Außenpolitik, lange Korrespondent in Washington und Moderator des Auslandsreports. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Und hat nun auch schon wieder einen Job. Nicht für die Politik wie weiland im Außenministerium, sondern gleich selbst als Politiker, Spitzenkandidat der SPÖ. Nicht der erste Anchor, der - siehe etwa Ursula Stenzel - in die (Europa-)Politik wechselt.

An seinem Bild der Politik kann er nun arbeiten: "Die Politik will möglichst wenige und junge Leute in der ORF-Information", stieß er in TV- Media damalige Journalistenkollegen vor den Kopf, "damit ja niemand zum Recherchieren echter Geschichten kommt." (Harald Fidler, DER STANDARD, 14.1.2014)