Ohren und Augen bleiben offen, die Kamera läuft weiter: Heinz Trenczak ist 70 Jahre alt.

Foto: Reinhard Sock

Es war ein einprägsamer Moment der Fernsehgeschichte, als Nikel Pallat von der Band Ton Steine Scherben am Ende einer Talkshow im WDR plötzlich eine Axt zückte und den Diskussionstisch - quasi stellvertretend für den Kapitalismus und das System - mit dieser malträtierte. Die anderen Diskussionsteilnehmer sprangen verunsichert von ihren Stühlen auf, Mikros und Zettel flogen umher.

Verantwortlich für die Sendung war ein junger, aus Graz stammender Redakteur namens Heinz Trenczak. Das war 1971.

Heute ist der Drehbuchautor, Lehrbeauftragte, Filmkurator und Filmemacher 70, er blickt auf ein breites, abwechslungsreiches Schaffen zurück und ist nach wie vor fast immer mit einer Kamera in der Hand anzutreffen. Zuletzt etwa bei den Demos gegen die Zusammenlegung von Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium. Auch die Kundgebungen und Aktionen der Plattform 25, die mit tausenden Bürgern gegen den Sparkurs der steirischen Landesregierung protestierte, dokumentierte Trenczak 2012 filmisch.

Heute, Mittwoch, begeht die Grazer Kunstszene Trenczaks runden Geburtstag mit dem langen Abend "ears & eyes (still) wide open". Dabei werden zunächst zwei seiner Filme gezeigt: Das letzte Schiff (D 1997) und Granny's Videos (Ö 2005) - im letzteren Film arbeitete Trenczak auch ein Stück seiner eigenen Familiengeschichte auf.

Danach werden die Leiterin des Forum Stadtpark, Heidrun Primas, der Wiener Filmemacher Michael Pilz und der ehemalige blimp-Grafiker Dietmar Jakely in einer Podiumrunde mit Trenczak über dessen Arbeitsweisen einst und jetzt diskutieren.

Um 21 Uhr gibt es einen weiteren Film: die Fernsehfassung des Dokumentar-, Musik- und Reisefilms Noarnfülm über die "Alpenrocker" Aniada a Noar. Letztere werden den Abend dann noch mit einem Konzert ausklingen lassen. (cms, DER STANDARD, 15.1.2014)