Man muss es einmal mit den Augen der FPÖ sehen: Es gibt weltweit wahrscheinlich keine brutaler verfolgte Gruppe als die FPÖ. Eigentlich will die ja am "Wiener Akademikerball" in der Hofburg nur die deutschen Mädels und schmissigen Jungs bewundern und sich bei einem Gläschen Sekt bedauern, als "neue Juden" (© Heinz-Christian Strache) drangsaliert zu werden. Und ja, vielleicht reminiszieren einige der älteren Gäste, wie heldenhaft ihre Väter das Reich in Stalingrad verteidigt haben. Aber sonst? Eine Veranstaltung aufrechter Demokraten, gegen die der linke Mob grundlos hetzt.

So weit die Selbstdarstellung des rechten Randes. Objektiv betrachtet schaut es ein wenig anders aus. Der Ball ist ein Vernetzungstreffen der Gesinnungsgenossen, genauer -kameraden. Und was für ein Geist durch die ehemals kaiserlichen Hallen weht, ist klar. Wenn sich die "freiheitlichen Akademikerverbände" für eine Presseaussendung an der Nazi-Hymne Horst-Wessel-Lied bedienen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn es zu Protesten kommt.

"Noch sind wir verborgen, aber morgen, aber morgen" hieß es drohend auf der neonazistischen "Alpen-Donau"-Webseite, für die Gottfried Küssel und zwei Mittäter vom Obersten Gerichtshof nun rechtskräftig verurteilt wurden. Natürlich sind die Ballbesucher nicht automatisch NS-Verehrer. Aber verborgen sind sie nicht - und verschaffen so den Rechtsextremen Rückenwind.(Michael Möseneder, DER STANDARD, 16.1.2014)