Neu-Delhi/Wien - Nach der Vergewaltigung einer Dänin in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi hat die Polizei einen dritten Verdächtigen festgenommen. Alle drei seien "Landstreicher" und in der Nähe des Hauptbahnhofs gefasst worden, sagte Polizeisprecher Rajan Bhagat am Freitag. Die Verdächtigen seien 22 bis 25 Jahre alt.

Bei ihnen fand die Polizei einen Tablet-Computer, Kopfhörer und ein Brillenetui des Opfers. Nach Polizeiangaben war die 51-jährige Dänin in einem beliebten Touristenviertel der Hauptstadt Neu-Delhi von einer Gruppe von bis zu acht Männern missbraucht worden, nachdem sie sich verlaufen und nach dem Weg zu ihrem Hotel erkundigt hatte. Das Verbrechen war vergangenen Dienstag in dem vor allem bei Rucksacktouristen beliebten Viertel Paharganj nahe dem Hauptbahnhof von Neu-Delhi begangen worden.

Am gleichen Tag war bekannt geworden, dass eine junge Deutsche in einem Zug vergewaltigt wurde. Ein Mann habe die 18-jährige NGO-Helferin, die von Mangalore nach Chennai unterwegs war, in einem Schlafwagen missbraucht. Laut Polizei wurde der mutmaßliche Täter, ein Wanderarbeiter, gefasst.

Sondergerichte

Das Auswärtige Amt in Berlin rät inzwischen Frauen bei Reisen nach Indien, "sich stets von Vorsicht leiten zu lassen". Deutlicher wird das Außenministerium in Wien, das Frauen von Alleinreisen durch Indien überhaupt abrät. Auch "Individualreisegruppen mit Frauen sollten erhöhte Vorsicht walten lassen".

Eine tödliche Gruppenvergewaltigung in Neu-Delhi im Dezember 2012 hatte eine weitreichende Debatte über die grassierende sexuelle Gewalt in Indien und das Scheitern wirksamer Schutzmaßnahmen für Frauen ausgelöst. Der Fall setzte eine Justizreform in Gang. Unter anderem wurden Sondergerichte für Vergewaltigungsfälle gegründet.

Die Zahl der Anzeigen wegen Vergewaltigungen hat in Indien zuletzt zugenommen. Zwischen Jänner und Oktober 2013 wurden in der Hauptstadt Neu-Delhi und ihren Vororten 1330 Fälle von Vergewaltigung den Behörden gemeldet. 2012 waren es für das gesamte Jahr 706 Fälle, wie aus einer offiziellen Statistik der Regierung hervorgeht. (APA; dpa; red, DER STANDARD, 18.1.2014)