Hat sich zwar in der Partei durchgesetzt, bei den Bürgern und Bürgerinnen jedoch nicht: Nur sieben Prozent würden Michael Spindelegger (li.) gerne als Nachfolger Faymanns (re.) im Kanzleramt sehen.

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Linz - "In der ÖVP hat es ja in den vergangenen Tagen Meinungsverschiedenheiten gegeben. Was ist Ihr Eindruck, ging es da vor allem um inhaltliche Fragen oder war das vor allem eine Personaldiskussion?" Mit dieser Frage konfrontierte das Linzer Market-Institut in der Vorwoche 403 Wahlberechtigte - wobei die Mehrheit (43 Prozent) zur Ansicht tendierte, dass in der Volkspartei eine Personaldiskussion angezettelt wurde. Nur 35 Prozent sagen, dass es wirklich um Sachfragen (nämlich die flächendeckene Einführung Neuer Mittelschulen, was aber in der Umfrage nicht eigens erwähnt wurde) gegangen sei - es sind vor allem deklarierte ÖVP-Wähler, die hier an eine sachliche Auseinandersetzung glauben.

Ratlose Wähler

Im Auftrag des Standard fragte Market weiter: "Und wer hat sich da durchgesetzt, war das der Parteichef Michael Spindelegger oder waren das die Kritiker seiner Politik?" Hier sagen nur 18 Prozent, dass sich die Spindelegger-Kritiker durchgesetzt hätten, 38 Prozent sehen Spindelegger als Sieger. Market-Institut-Leiter David Pfarrhofer erklärt, dass der große Rest beim Ergebnis des ÖVP-internen Konflikts völlig ratlos bleibe - "vielleicht nehmen viele Leute die Konflikte in der ÖVP gar nicht mehr so ernst, weil sie die Partei an sich nicht für so relevant halten. Wenn sich Spindelegger irgendwo durchsetzt, ob in der Partei oder in den Regierungsverhandlungen, dann bringt ihm das eigentlich nichts."

Diese Ansicht belegt Pfarrhofer mit der geringen Zustimmung, die Spindelegger in der - theoretischen - Kanzlerfrage erhält: Könnte man den Regierungschef direkt wählen, dann würden nur sieben Prozent dem jetzigen Vizekanzler die Stimme geben. Die Grafik zeigt eine klare Tendenz: Spindelegger hatte im Wahlkampf die Zustimmung von 17 bis 21 Prozent der Wähler, seither ging es bergab; zuletzt auf sieben Prozent.

In der Kanzlerfrage führt nun mit 22 Prozent Amtsinhaber Werner Faymann vor FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Neos-Chef Matthias Strolz (denen 17 beziehungsweise 16 Prozent die Kanzlerschaft wünschen würden) und Eva Glawischnig mit 14 Prozent. Frank Stronach, der im Vorjahr zeitweise gute Werte hatte, ist bei null Prozent angelangt, auch weil er selber sein Ausscheiden angekündigt hat.

Schwaches Team Stronach

Das Team Stronach kommt in der aktuellen Wahlhochrechnung nur auf zwei Prozent (so viel wie das BZÖ). Die Neos legen immer weiter zu und sind mit elf Prozent schon beinahe so stark wie die Grünen mit zwölf Prozent.

Die ÖVP hängt auf dem dritten Platz mit 20 Prozent, vier Prozentpunkte schlechter als bei der Nationalratswahl. Die Kanzlerpartei SPÖ erreicht 23 Prozent, auch für sie ist das ein Verlust von etwa vier Prozentpunkten. Seit Wochen unangefochten an der Spitze: die FPÖ mit 26 Prozent. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 20.1.2014)