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Polizeieinsatz an der Akademie der bildenden Künste.

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"Ich würde es gut finden, wenn sich die Polizei für diese überzogene Maßnahme – für die es offensichtlich keinen Grund gegeben hat – entschuldigt", sagt Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie.

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derStandard.at: Am Freitag war im Zuge der Proteste um den Akademikerball auch die Akademie der bildenden Künste im Zentrum des Polizeieinsatzes. Sie haben die Vorgänge als "Skandal" bezeichnet. Warum?

Blimlinger: Das war aus meiner Sicht eine vollkommen überzogene Aktion. Es hat – so hat es mir die Polizei dann gesagt – drei Personen gegeben, die in die Akademie hinein sind. Dann hat man eine davon verhaftet. Aufgrund dieser Aktion wurde die Akademie eingekesselt, es konnte niemand mehr hinaus oder hinein. Wir haben von Donnerstag bis Sonntag "Rundgang", so bezeichnen wir die Tage der offenen Tür. Da gibt es Ausstellungen, Performances und eben auch Partys. Eine Party hat im Erdgeschoss stattgefunden, die hatte nichts mit dem Ball zu tun. Das waren nicht Menschen, die zwischen Demo und Party gependelt sind.

derStandard.at: Wie haben Sie von dem Einsatz erfahren?

Blimlinger: Der Portier hat die Vizerektorin und mich verständigt und wir sind hingefahren. Es war kein Einsatzleiter vor Ort, der kam dann nach einiger Zeit. Es war aber eine völlige Planungslosigkeit, was überhaupt passieren soll. Sie wollten die Akademie durchsuchen. Ich habe dann gesagt, sie sollen uns reinlassen und wir reden mit den Studierenden, Mitarbeitern und Rundgang-Besuchern. Wir sind dann hinein und haben versucht, unsere Studierenden zu überzeugen. Das ist nicht so einfach, weil jeder wie ein Verbrecher abgeführt werden sollte und die Daten aufgenommen wurden. Für die Datenaufnahme stand übrigens nur ein Computer zur Verfügung.

derStandard.at: Die Studierende sind dann hinausgeführt worden?

Blimlinger: Sie wurden von jeweils zwei Polizisten "begleitet" oder besser abgeführt. Ich bin stolz auf die Studierenden und Besucher, sie waren kooperativ und haben den Ernst der Lage erkannt. Am Ende war nicht klar, wie es weitergehen soll, wir haben dann den Einsatzleiter in die Akademie gebeten. Es waren dann auch Kollegen vom Menschenrechtsbeirat da  und auch Georg Bürstmayr. Wir haben dann gemeinsam vereinbart, dass die Akademie stockweise durchsucht werden soll. Dabei waren jeweils drei Polizisten, ein ortskundiger Mitarbeiter und eine Person vom Menschenrechtsbeirat dabei. Es wurde überhaupt niemand gefunden. Für zwei Personen solche Hundertschaften aufzufahren und dann wird gesagt es gibt den Verdacht des "Landfriedensbruchs", das halte ich für einen Skandal.

derStandard.at: Welche Rolle spielt, dass die Uni immer wieder Ort von Protesten ist?

Blimlinger: Das legt die Vermutung nahe, dass es einen Generalverdacht gibt. Das ist besonders ärgerlich. Proteste sind legitim, wir haben auch im Herbst die Besetzung durch die Flüchtlinge gehabt. Auch das ist friedlich ausgegangen. Man muss von Seiten der Polizei anerkennen, dass der Protest legitim ist,  und keine Gewalttaten stattfinden. Ganz im Gegenteil. Wir haben uns immer um eine Deeskalation bemüht.

derStandard.at: Wie viele Personen waren am Freitag in der Akademie?

Blimlinger: 120 bis 150 Personen, mehr waren es nicht. Die Polizei hat nichts unternommen, um zu deeskalieren. Wenn wir als Rektorat nicht sofort dort gewesen wären, wäre das eine furchtbare Situation geworden. Ich würde es gut finden, wenn sich die Polizei für diese überzogene Maßnahme – für die es offensichtlich keinen Grund gegeben hat – entschuldigt.

derStandard.at: Der Grund für die Demonstration war der Akademikerball. Ist es gerechtfertigt, dass dieser in der Hofburg stattfindet?

Blimlinger: Der von Jahr zu Jahr steigende Polizeiaufwand müsste auch der Hofburg zu denken geben, ob das einen Sinn macht. Es gibt auch andere Orte. Es ist die Frage, ob der Ball wirklich in der Hofburg sein muss und wie sich Wien mit solchen Veranstaltungen repräsentiert. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 26.1.2014)