Für Udo Guggenbichler ist die ganze Sache "eigentlich nicht nachvollziehbar. Ich wüsste nicht, wo das eine Täuschung sein sollte", wundert sich der Organisator des Wiener Akademikerballs im derStandard.at-Gespräch über das Dementi des Vizerektors der Universität Wien, Heinz Faßmann, der im "Akademischen Ehrenkomitee" des umstrittenen Balls in der Hofburg angeführt war. Faßmann hatte in einer ersten Reaktion mitgeteilt, "sich vorsätzlich getäuscht" zu fühlen. "Die Einverständniserklärung kam von einem 'Verein für Wissenschaft, Forschung, Kultur und Menschenrechte'", er ziehe sie zurück "und behält sich weitere Schritte vor". 

Vizerektorat bestätigte am 3. Dezember 2013

Darauf ist Guggenbichler, freiheitlicher Landtagsabgeordneter in Wien, gespannt, denn er verweist auf die formelle Anfrage vom November 2013, auf der oben groß "Wiener Akademikerball 2014" und "Einverständniserklärung" steht, die "bitte bis spätestens 21. Dezember’" zu retournieren sei, um im Ehrenkomitee des Balls angeführt zu werden. Darunter wurden handschriftlich Faßmanns Name, Titel, Funktion, Adresse und Email-Adresse eingetragen und, datiert mit 3. Dezember 2013, von Faßmann unterschrieben. Und direkt daran anschließend steht auf dem Zettel, der Sonntagfrüh von Falter-Redakteurin Nina Horaczek via Twitter veröffentlicht wurde, unter dem "Wiener Akademikerball Ballausschuss" der "Verein für Wissenschaft, Forschung, Kultur und Menschenrechte mit Sitz in Wien", der eine Adresse in der Westbahnstraße im siebten Bezirk Wiens hat.

"Wesentlich korrekter" als andere Bälle

"Wir schicken dieses Formular jedes Jahr an Rektoren mit einem Begleitschreiben", sagt Guggenbichler und betont: "Im Gegensatz zu anderen Bällen sind wir sogar wesentlich korrekter, denn bei denen heißt es oft, wenn binnen zwei Wochen nicht geantwortet wird, gilt das automatisch als Zusage und man wird angeführt im Ballkomitee." 

Uniko-Chef verweigerte sich dem Ehrenkomitee

Vom derStandard.at gefragt, bestätigt der Vorsitzende der Universitätenkonferenz (Uniko), Rektor Heinrich Schmidinger, dass in seinem Büro an der Uni Salzburg eine derartige Einladung eingelangt sei: "Wir haben darauf aber nicht reagiert." Darum stand er auch nicht drauf – diesmal, wohlgemerkt, denn 2012 fand sich Schmidinger neben dem damaligen Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle sowie dem Rektor der Montanuni Leoben, Wilfried Eichsleder, im "Ehrenkomitee" der damals noch Ball des Wiener Korporationsringes (WKR) genannten Veranstaltung. Für ihn überraschend und gegen seinen Willen, wie Schmidinger betonte. 

Töchterle dementierte 2012

Auch Ex-Wissenschaftsminister Töchterle distanzierte sich damals umgehend, die Einverständniserklärung sei ohne sein Wissen zustande gekommen, man werde in Zukunft sorgfältiger mit derartigen Anfragen umgehen. Ballorganisator Guggenberger veröffentlichte selbige Erklärung am Sonntag via Twitter. Auf der wurde über dem Bürostempel des Wissenschaftsministeriums eine Unterschrift platziert. 

"Irrtum" der Uni Wien 

Im Rektorat der Uni Wien wurde am Montag "umgehend recherchiert" – mit dem Ergebnis, "dass irrtümlicherweise eine positive Rückmeldung an das Organisationsbüro des Balls ging." Faßmann fügte hinzu: "Ich bedaure, dass dieser Irrtum geschehen ist." Der sei auch entstanden, weil als Veranstalter der "Verein für Wissenschaft, Forschung, Kultur und Menschenrechte" angegeben sei. Seine Konsequenz: "Ich kann ausschließen, dass ich jemals wieder eine positive Rückmeldung an die Veranstalter dieses Balles geben werde."

"Egal, wo wir sind, sie werden uns bekämpfen"

Veranstalter Guggenbichler denkt übrigens nicht daran, immer wieder auch geäußerten Forderungen nach einem Wechsel des Ballortes – weg von der symbolträchtigen Hofburg – nachzukommen, betont er im Gespräch mit dem derStandard.at: "Es gibt überhaupt keine Diskussion, den Veranstaltungsort für diesen wunderschönen, traditionellen Ball zu wechseln, weil wir ja nie etwas angestellt haben. Bei uns waren friedliche Ballgäste und draußen eine gewalttätige randalierende Gruppe, die die Stadt zerlegt hat. Egal, wo wir sind, sie werden uns bekämpfen, aber wir werden nicht zurückweichen. Gegen den Opernball hat es auch gewalttägige Demonstrationen gegeben, und da ist auch niemand auf die Idee gekommen, den Ball dort nicht mehr stattfinden zu lassen." (Lisa Nimmervoll, derStandard.at.at, 27.1.2014)