Wien/Linz - Der Appell in der sonntäglichen Pressestunde war eindeutig: Kinder, die eine Zahnspange brauchen, sollen diese auch rasch bekommen. Minister Alois Stöger (SPÖ) riet den Eltern, nicht auf ein Gesetz zu warten, mit dem die Spange gratis oder deutlich günstiger wird. Dieses ist zwar mit der ÖVP für diese Legislaturperiode paktiert, wann es kommen wird, hängt aber von den Budgetverhandlungen für das Gesundheitsressort ab. Zeithorizont: ungewiss.

Diese Antwort - nur etwas wortreicher - erhielt auch Frau H. aus Oberösterreich. Sie hatte dem Gesundheitsministerium gemailt, weil sie vor einer schwierigen Entscheidung steht: Die 13-jährige Tochter soll eine Zahnspange bekommen, Kostenpunkt 5600 Euro. Laut Zahnarzt könne man diese auch noch um ein oder zwei Jahre hinausschieben, ohne medizinische Konsequenzen. Ob die Zahnregulierung dann von der Krankenkasse bezahlt werden würde, "kann aus jetziger Sicht bedauerlicherweise nicht beurteilt werden", hieß es in der E-Mail aus dem Bürgerservice des Ministeriums.

Freilich steht auch noch eine andere Frage im Raum: Was ist medizinisch notwendig, was ist kosmetisch, und wann genau springt die Sozialversicherung ein? Das ist, ebenso wie das Budget, noch Verhandlungssache. Das Ministerium wies Frau H. übrigens auch darauf hin, dass es die Zweckbindung der Tabaksteuer, die sich Ressortchef Stöger für die Zahnspangen gewünscht hatte, nicht ins Regierungsprogramm geschafft hat.

Frau H. telefonierte sich vom Ministerium - wo sie auch die Auskunft erhielt, sie sei beileibe nicht die erste Anruferin zu diesem Thema - zur Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse (OÖGKK) durch. Denn kraft Gesetz können die zahnärztlichen Ambulatorien der Kassen seit Anfang vergangenen Jahres kieferorthopädische Leistungen anbieten, wovon man sich im Ministerium günstigere Preise erhofft.

Personal fehlt

Allein, in den OÖGKK-Ambulatorien gibt es gut ein Jahr nach der Gesetzesnovelle noch kein flächendeckendes Angebot. Ein Arzt, sagt Frau H., habe ihr erklärt, dass derzeit qualifiziertes Personal und Kapazitäten für die Zahnspange ihrer Tochter fehlen würden. Auf Anfrage des Standard bestätigte ein Sprecher, dass man derzeit an der Weiterbildung für die Ärzte arbeite; die Zahnspange und mehr werde es im Ambulatorium zwar geben, aber heuer werde sich das nicht mehr überall ausgehen. Immerhin gibt es seit 1. Jänner 2014 eine Preisliste, die Patienten mit der von Zahnärzten vergleichen können.

Also wird Familie H. wohl oder übel die 5600 Euro für die Zahnspange auf den Tisch blättern, schon nächste Woche steht der erste Termin beim Zahnarzt für die Tochter an. Und auch, wenn sie die grundsätzliche Initiative des Ministers gut findet, sagt Frau H.: "Ich ärgere mich über diese Ankündigungspolitik." (Andrea Heigl, DER STANDARD, 29.1.2014)