Zai - Das Modell "Franco" von Zai wurde für den ehemaligen Schweizer Skirennfahrer Franco Cavegn entwickelt. Ein Hochleistungs-Pistenski mit Naturkautschukoberfläche für stärkere Dämpfung, weiters gibt's darin unter anderem Carbon, Zedernholz und Edelstahl.
www.zai.ch

Foto: Zai

Pure Ski - In Possenhofen am Starnberger See bei München entwirft Yassin Mounajed handgemachte Ski aus Holz. Formgebung und Optik sind vom Surfsport inspiriert. Drei Modelle bietet die Manufaktur, die in kleiner Auflage erscheinen.
(Ab 1000 Euro)
www.pure-skis.com

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Wally - Nur 500 Paar seines "Full Carbon Ski" aus Carbonfaser produziert Wally pro Saison. Die Technik der insgesamt sechs Modelle stammt vom Yachtbau, der Name Wally steht für Yachten, wie man sie vor Portofino findet.
(Von 1300 bis 1500 Euro)
www.wally.com/ski

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Zweydinger - Auch die Zweydinger-Company fertigt Ski in Handarbeit. Der "Allmountain Ski" wird in Sandwich-Bauweise mit schichtverleimtem Holzkern, Verstärkungen aus Titanal- und Fiberglaslagen sowie einer hochwertigen Lauffläche hergestellt. (Ab 1198 Euro)
www.augustzweydinger.com

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Indigo - Seit 1988 entwirft Indigo sowohl unter eigener Flagge als auch für Bogner. Begonnen hat alles mit einem Snowboard aus Eschenholz. Später sorgten handgemachte Ski aus dem Naturmaterial Bambus für Furore. (Ab 1750 Euro)
www.indigosnow.de

Foto: Hersteller

Disentis liegt im Bündner Oberland. "Einöde", so die ursprüngliche Bedeutung des Namens. Das kleine Klosterdorf ist Sitz der Skischmiede Zai, die gerade ihr zehnjähriges Bestehen feierte. Der schlichte, freistehende Firmenbau liegt mitten im Ort. Schon im Entree begrüßt eine Phalanx der Zai-Modelle den Gast. Das Portfolio wird ergänzt durch Skianzüge aus Loro-Piana-Kaschmir, Helme im Carbon-Leder-Materialmix sowie Skibrillen. Auch Wollmützen gibt es, handgestrickt von Großmüttern aus dem hiesigen Altersheim - die älteste Oma ist 95.

Handgefertigte Prototypen

Über 200 handgefertigte Ski-Prototypen entwickelte Firmengründer Simon Jacomet zu Beginn. Sie bilden die Basis der heutigen Kollektion: Da ist der "Testa" - übersetzt: Charakterkopf - mit Walnussholzfurnier plus funktioneller Stahloberkante. Da ist der "Feffa", ein Tourenski, daneben der "Spada" mit CFS-Granitkern, der eigenwillige "Laisa" mit der Doppelspitze und der markante "Nezza" mit seiner Aussparung und dem zweigeteilten Ende, das einem Schwalbenschwanz ähnelt. Ein Ski mit Loch? "So reduzieren und verlegen wir das Gewicht auf die Skimitte, verbinden also die Vorteile kurzer und langer Ski", erklärt Jacomet.

Er führt durch die Werkstatt, wo gerade ein "Nezza" fertig wird. Schicht für Schicht trägt ein Arbeiter die Lagen auf, gibt das Sandwich-Gebilde dann für 17 Minuten in die CNC-Presse. Nur sieben dieser Pressen existieren weltweit. Ein kurzer Vergleich: Ein Industrie-Ski benötigt in der Fließbandfertigung rund zehn Minuten. Sein Flex - die Vorspannung - ist dabei auf lediglich 50 Skitage ausgelegt. Ein Handmade-Ski reift acht bis zwölf Stunden und sieht danach viele Winter kommen und gehen.

Zäh und eigensinnig

Die Oberlichtfenster der Werkstatt geben die Sicht auf verschneite Gipfel wie den Piz Pazzola oder die Testpisten der Zai-Fahrer frei. Rund 1000 Paar Ski fertigen die elf Mitarbeiter der Manufaktur pro Jahr. Für den vielfarbigen "Giubileum" arrangiert Jacomet die Abfolge der Naturkautschukstreifen höchstpersönlich, und zwar für jeden einzelnen Ski individuell.

Zai heißt "zäh" auf Rätoromanisch, das steht für Ausdauer und Eigensinn. Beides braucht es, um an einem solchen Produkt zu feilen. "Es gibt Menschen, die kommen her und sehen, was wir machen. Dann steigen sie aus ihren angestammten Jobs aus - um zu tun, woran sie wirklich glauben", erzählt Sam Tinson. Dem englischen Journalisten erging es ebenso: Vor einem Jahr kam er nach Disentis, lernte das Skifahren und wurde Marketing Director von Zai .

2003 gründete Jacomet, Jahrgang 1963, das Label, um "den besten Ski der Welt zu kreieren". Jacomet hat Kunst in Florenz studiert, jobbte parallel als Skilehrer, bildete später selbst Skilehrer aus und agierte als technischer Coach die Schweizer Ski-Nationalmannschaft. In den 1990er-Jahren arbeitete er als Produktentwickler für Völkl und Salomon. Letztere fertigen heute die Bindungen für Zai. 2009 stieg Kompagnon Benedikt Germanier mit ein. Auch er arbeitete als Skilehrer. Als ehemaliger Chefstratege und Investmentbanker bei UBS in New York arbeitete er an der Wallstreet, kehrte schließlich in die Schweizer Heimat zurück.

An der Spitze der Zunft

Laut seiner Aussage stehen die handgemachten Highend-Modelle von Zai an der Spitze der Zunft, was Konstruktion, Fahrleistung und Design angeht. Ein Praxistest auf den Pisten des Corvatsch im zwei Autostunden entfernten St. Moritz soll das überprüfen. Frigg Steinmann (43), ehemaliger B-Kader-Fahrer der Schweizer Ski-Nationalmannschaft und heute Sales-Manager von Zai, schleppt einen mannshohen schwarzen Köcher in die geräumige Gondel.

Spitzenreiter ist Modell "Bentley" aus der Kooperation mit dem britischen Nobel-Autobauer. "Bentley" ist in den Farben Weiß oder Racing Green zu haben, in limitierter Auflage von 250 Paaren. Wer das Rautenmotiv aus Stahl, das sich über die Naturkautschuk-Oberfläche schlängelt, jedoch für Chichi oder Dekoration hält, der irrt. Die silbrig schimmernde, hochfunktionale Metallraute sorgt für eine effektive Verteilung der Torsionskräfte auf den gesamten Ski.

Von der Corvatsch-Bergstation auf 3303 Metern fällt der Blick hinunter ins mondäne St. Moritz und auf die Pisten von Corviglia gegenüber. Auf den Corviglia-Südhängen glänzt der High-Society-Schmuck. Hier oben, mit Aussicht auf Alpin-Ikonen wie Biancograt und Bernina, geben sich eher die sportlichen Fahrer die kernige Ski-Kante. Im Falle der Zai-Modelle "Spada" und "Giubileum" besteht dieser Kern aus Granit: Aus verdichtetem Andeer-Gneis, der im Verbund mit Carbon dämpfend wirkt und Stabilität garantieren soll.

Was Feines drunter

Steinmann jettet das Jahr über zwischen Colorado und Kuala Lumpur, zwischen Hongkong, Polen, Japan und den Ski-Spots der Alpen hin und her, geht dort mit künftigen Kunden auf die Piste. Viel redet Steinmann nicht. Muss er auch nicht.

Schon die ersten Schwünge zeigen: Das hier sind keine gewöhnlichen Bretter. Kanten mit Grip, drehfreudig, ein Ski mit Laufruhe, der Vertrauen vermittelt. Modell "St. Moritz" dreht wie auf Butter, obwohl die Piste ziemlich hart ist. Sehr flott ist er zudem.

"Da ist was Feines drunter", sagt Steinmann dann doch und meint damit den Nanohighspeed-Rennbelag. Der "St. Moritz" gilt als offizieller Ski des Wintersportorts und schimmert in mattem Blaugrau, von dem sich der Nostalgie-Schriftzug silbrig abhebt. Das Fazit: Vielleicht fordert dieser Ski etwas mehr Koordination, Aufmerksamkeit. Dafür bietet er mehr Körper, mehr Widerstand, mehr Charakter und damit ein Mehr, an das Instant-Ski aus der Retorte nicht herankommen. Klar hat das seinen Preis: Zwischen 3900 und 7900 Euro kosten die Modelle, die es übrigens auch dem einen oder anderem VIP angetan haben: Antonio Banderas hat sogar fünf Modelle im Ski-Schrank. (Franziska Horn, Rondo, DER STANDARD, 31.1.2014)