Google-Chef Larry Page (links) und Lenovo-CEO Yang Yuanqing sind sichtlich erfreut über den Motorola-Deal.

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Motorola baut seine Smartphones neuerdings in Texas

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Keine zwei Jahre nach der Übernahme von Motorola Mobility verabschiedet sich Google auch schon wieder von dem Mobiltelefonhersteller. Wie der Softwarehersteller am Mittwoch überraschend verkündete, wandert die Mobiltelefontochter an den chinesischen Hardwarehersteller Lenovo.

Finanzielle Details

Als Kaufpreis werden 2,91 Milliarden US-Dollar (2,13 Milliarden Euro) genannt. Google hatte einst noch 12,5 Milliarden Dollar gezahlt, dabei aber von Anfang an betont, dass man vor allem an den mit Motorola verbundenen Patenten interessiert sei, um das Betriebssystem Android besser vor Klagen durch andere Konzerne schützen zu können. Eine Hoffnung, die bisher kaum aufgegangen ist. Zwischenzeitlich hatte Google das Geschäft mit Set-Top-Geräten bereits um 2,4 Milliarden Dollar abgestoßen.

Portfolio

Der Großteil der Patente soll laut dem Abkommen im Besitz von Google bleiben, nur 2.000 der insgesamt 24.000 Stück gehen an Lenovo. Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei vor allem um Patente handelt, an denen Google selbst kein Interesse hegt. Von den 2,91 Milliarden Dollar zahlt Lenovo 660 Millionen in bar und 750 Millionen in eigenen Aktien. Dazu kommt ein Schuldschein in der Höhe von 1,5 Milliarden Dollar.

Rückkehr

Google kehrt damit zumindest im Android-Bereich in die Rolle des reinen Softwareherstellers zurück, die man vor dem Motorola-Kauf jahrelang innehatte. Die Kombination aus Hard- und Softwareanbieter hatte rasch Bedenken bei anderen Anbietern aufkommen lassen. Google versuchte diesen zu begegnen, indem Motorola Mobility als unabhängiges Tochterunternehmen geführt wurde. Auch betonte man immer wieder, dass Motorola bei der Belieferung mit neuen Android-Versionen keinerlei Bevorzugung erfahren habe.

Konzentration

In der offiziellen Ankündigung betonte Google-Chef Larry Page denn auch, dass der Verkauf Google ermöglichen würde, sich wieder ganz auf das gesamte Android-Ökosystem und dessen Weiterentwicklung zu konzentrieren. Gleichzeitig landet Motorola mit Lenovo bei dem weltgrößten PC-Hersteller, der sich derzeit auch im Smartphonebereich über stark wachsende Absätze freuen kann. So ist Lenovo bei Smartphones in China mittlerweile die Nummer eins.

Mit der Übernahme von Motorola hofft man nun wohl, auch weltweit am Marktanteil von Android-Primus Samsung zu knabbern. Die Marke Motorola soll dabei weitergeführt werden, ähnlich wie man im PC-Bereich den von IBM im Jahr 2005 übernommenen Namen "Thinkpad" weiterverwendet. Motorola-CEO Dennis Woodside und die restliche Führungsebene des Mobiltelefonherstellers sollen ebenfalls mit zu Lenovo gehen.

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Page betonte in dem Zusammenhang aber auch, dass der Motorola-Verkauf keineswegs bedeutet, dass man vollständig aus der Hardwareentwicklung aussteigt. Gerade in den Bereichen Wearables - Stichwort Google Glass - und Smart Home habe man noch einiges vor. Dazu passt, dass eine Motorola-Sparte von dem Verkauf an Lenovo ausgenommen ist: die "Advanced Technology and Projects"-Gruppe, die unter anderem an dem Projekt "Ara" arbeitet, mit dem Google das Konzept des modularen Smartphones vorantreiben will. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 29.1.2014)