Der Uno-Bericht über den Umgang des Vatikans mit Kindesmissbrauch ist schlichtweg vernichtend: Aus lauter Eitelkeit verfolge der Heilige Stuhl eine Politik, die es Priestern und Mitarbeitern erst erlaube, sich unbekümmert und wiederholt an Kindern zu vergehen.

Trotz vormaliger Beteuerungen wurden keine Maßnahmen umgesetzt, um Kinder vor Übergriffen zu schützen, die Täter seien in vielen Fällen straffrei davongekommen. Zudem weigere sich der Vatikan, den Vereinten Nationen Auskunft über Details und das Ausmaß von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu geben.

Dem Vatikan fällt nichts Besseres ein, als den kritischen Bericht als "versuchten Eingriff" in seine Lehre abzutun. Doch die Vorwürfe sind kein Resultat antikatholischer Reflexe. Wo Unschuldige zu Schaden kommen, ist Schluss mit der Trennung zwischen Kirche und Staat. Das Strafrecht gilt für alle Menschen, und Gewalt verträgt sich nun einmal nicht mit christlicher Moralvorstellung.

Papst Benedikt hat einen Anfang gemacht, indem er 400 Priester wegen Kindesmissbrauchs des Amtes enthob. Sein Nachfolger Papst Franziskus stieß ins selbe Horn und bezeichnete sexuellen Missbrauch als "die Schande der Kirche". Dass der Vatikan jetzt einen selbstgefälligen Rückzieher macht, die verpflichtende Zusammenarbeit mit weltlichen Behörden ablehnt und Täter weiterhin schützt, ist die eigentliche Schande. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 6.2.2014)