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Pelzig und pummelig: Hummeln sehen auf den ersten Blick nicht unbedingt wie Flugkünstler aus. Tatsächlich aber sind sie zu extremen Leistungen fähig.

Foto: APA/Anspach

Noch heute hört man ab und zu die aus den 1930er-Jahren stammende Legende, dass eine Hummel nach den Gesetzen der Aerodynamik eigentlich nicht fliegen könnte. Dies ist natürlich Humbug, ihr pummeliges Aussehen und ihr unstetes Taumeln in der Luft mag aber dazu beitragen, dass man dem pelzigen Insekt keine allzu guten Flugfähigkeiten zutrauen will.

Tatsächlich aber ist das Gegenteil der Fall: Hummeln sind ausgezeichnete Flieger und kommen auch mit dünner Luft hervorragend zurecht. Wäre es dort oben nicht so kalt und sauerstoffarm, dann könnten einige von ihnen sogar den 8.848 Meter hohen Mount Everest überfliegen. Um mit dem geringen Luftdruck klarzukommen, erweitern die Insekten nämlich den Winkel ihres Flügelschlags, haben nun US-Wissenschafter im Experiment nachgewiesen.

Hummeln im Hochgebirge

Der mit dem Flügelschlag produzierte Auftrieb ist umso kleiner, je geringer der Luftdruck ist. In Hochgebirgen zu fliegen, ist daher für viele Insekten schwierig. Michael Dillon und Robert Dudley von University of California in Berkeley hatten nahe der chinesischen Stadt Rilong in 3.250 Meter Seehöhe Hummelmännchen der Art Bombus impetuosus gefangen. In Flugkammern, in denen der Luftdruck kontinuierlich verringert wurde, beobachteten sie anschließend die Flugversuche der 91 bis 129 Milligramm wiegenden Hummeln und notierten, ab wann den Insekten das Abheben nicht mehr gelang.

Alle Hummeln konnten noch bei einem Luftdruck fliegen, der einer Höhe von 7.500 Metern entsprach. Zwei Tiere schafften es sogar auf über 9.000 Meter - also über den Mount Everest. Mit zunehmender Höhe erweiterten die Hummeln dabei den Radius ihres Flügelschlags um bis zu 20 Grad, berichten die Forscher in den "Biology Letters" der britischen Royal Society. Die Schlagfrequenz hingegen blieb beinahe konstant.

Sauerstoffmangel bremst Höhenflug

Einen Faktor ließen die Wissenschafter allerdings außer Acht: die in hohen Lagen geringere Sauerstoffkonzentration, die den Hummeln den Flug zusätzlich erschweren dürfte. Auch die eisigen Gipfeltemperaturen spielten für die Analyse keine Rolle.

Wegen ihrer kompakten Gestalt und den im Vergleich klein wirkenden Flügeln werden Hummeln oft als unbeholfene Flieger wahrgenommen. Sie seien aber regelmäßig in 4.000 Meter Höhe auf Futtersuche, schreiben Dillon und Dudley. Auch in mehr als 5.600 Metern Höhe seien schon Hummeln gefunden worden. Verschiedene Fliegen- und Schmetterlingsarten kämen sogar regelmäßig in bis zu 6.000 Metern Höhe vor. (APA/red, derStandard.at, 7.2.2014)