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Kritik am TV-Bericht: Der angebliche "Hack" des Smartphones, war gar keiner.

 

Foto: Reuters

Die USA raten in ihren Reisehinweisen für Russland zur Vorsicht. Unter anderem erlauben bestehende Gesetze eine weitreichende Überwachung elektronischer Geräte, zudem sollen Angriffe durch Hacker drohen.

Auch der US-Fernsehsender NBC hat dem Thema vor dem Beginn der Winter-Olympiade in Sotschi eine kurze Reportage gewidmet. Journalist Richard Engel und Experte Kyle Wilhoit prüfen darin in Russland die Lage. Das Ergebnis: Nach eigenen Angaben wurden sowohl ihr Rechner als auch das Smartphone "gehackt". Die Story sorgt nun für Kritik.

Malware-Download

Ein anderer Sicherheitsfachmann, Robert Graham, zeigt einige Probleme in seinem Blog auf. So legt die Reportage nahe, Engel und Wilhoit würden sich in Sotschi aufhalten und dort ein Internetcafe besuchen. Tatsächlich wurde der Clip jedoch in Moskau gedreht, das über 1.600 Kilometer entfernt liegt.

Dazu findet nach Ansicht von Graham auch kein "Hacking" statt. Stattdessen hatte man eine der Olympiade gewidmete Website aufgerufen, die den Download von Malware in Form einer Android-App initiierte. Mit dem Aufenthaltsort hat dies nichts zu tun.

Nicht haltbar

Mögliche reale Gefahren, wie Cyberkriminelle, die versuchen, über öffentliche WLANs mit Man-in-the-Middle-Attacken zum Erfolg zu kommen, werden nicht erwähnt. Die Behauptung, man würde gehackt werden, sobald man seinen Rechner startet und ins Internet geht, ist, so Graham weiter, nicht haltbar.

Google reiht Lokales höher

Er verweist darauf, dass die Wahrscheinlichkeit, in Russland bei der Suche nach Olympia-Informationen auf fragwürdige Seiten zu stoßen höher ist, da die Suchmaschine über die IP-Adresse das Aufenthaltsland des Nutzers bestimmt, und Inhalte aus diesem Land höher reiht. Dies lässt sich in den Einstellungen aber auch deaktivieren.

Ansonsten gelten für jeden User freilich auch in Russland die gleichen Regeln wie überall: Man sollte seine Software – insbesondere den Browser – aktuell halten, unsichere Software entfernen, nicht leichtgläubig auf alles klicken und in Sotschi sicherheitshalber beim Einstieg in öffentliche WLANs einen VPN-Tunnel nutzen.

Experte arbeitet an Paper

Auch Kyle Wilhoit zeigt sich im Nachhinein mit der NBC-Reportage nicht ganz zufrieden. Er arbeitet nun an einem ausführlichen Papier zur Reportage und potenziellen Gefahren in Russland. Er stimmt damit überein, dass der Fernsehbeitrag auch Angstmache beinhaltet, verweist aber darauf, dass das Fernsehen solche Beiträge interessant gestalten müsse und man sich an ein technisch nicht bewandertes Zielpublikum gerichtet hätte. (red, derStandard.at, 07.02.2014)