Die Großen leben weiter: Thomas Bernhard (1931-1989).

Foto: Andrej Reiser / Suhrkamp Verlag

Wien - Ohne Verschwörungstheorie kommt ein richtiger Promitod nicht aus. Statt Elvis wurde eine Wachspuppe beerdigt. Mitsamt einer batteriebetriebenen Klimaanlage, schließlich durfte das Wachs nicht schmelzen. Deshalb übrigens war auch der Sarg so schwer! Seither lebt der King an einem unbekannten Ort - so wie Michael Jackson und Curt Cobain.

Nun hat es in Alexander Schimmelbuschs Roman Die Murau Identität (Metrolit) auch Bernhard erwischt. Denn der Alte Meister (dessen Todestag sich am Mittwoch zum fünfundzwanzigsten Mal jährt) lebt, nachdem ihm eine "experimentelle Antikörperbehandlung" das Leben rettete, unter dem Namen Franz-Josef Murau (vgl. Auslöschung) recht fidel auf Mallorca. Zeitweise sogar mit Frau und dem gemeinsamen Sohn Esteban.

Der mittlerweile 83-Jährige wirkt im Buch des 1975 in Österreich geborenen Schimmelbusch "alterslos", verhält sich sonst aber erwartbar. Er schreibt, ist geschäftstüchtig und wach.

Die "loyalen Befehlsempfänger", die Kleinbürger, sind sein Hassobjekt geblieben. Sie seien, so Bernhard, schreibt Schimmelbusch, nichts weiter als "kitesurfende Power-Onanisten, jeder von ihnen (...) ein Buckel im grauen Schwarm am oberen Rand des Durchschnitts des einheitlichen Mittelmaßes."

Erzählt wird der Roman von einem schnöseligen Kulturjournalisten, dem versiegelte Reiseberichte des legendären Bernhard-Verlegers Siegfried Unseld zugespielt werden, die beweisen, dass Bernhard lebt.

Die Suche wird den Ich-Erzähler, er heißt natürlich Schimmelbusch, von Wien über New York nach Deià führen. Es läuft dabei bei weitem nicht alles nach Plan. Naturgemäß. (Stefan Gmünder, DER STANDARD, 11.2.2014)