An den Neos ist eine Werbeagentur verlorengegangen. Die rosaroten Kreativköpfe gebären einen Slogan nach dem anderen, die sich im politischen Unterbewusstsein festkrallen. Dass Parteichef Matthias Strolz Kindern "die Flügel heben" und Pensionen "enkelfit" machen will, haben die Wähler schon intus - sie werden ihm auch die nun inbrünstig demonstrierte "Liebe" zu Europa abkaufen.

Die rhetorischen Leckerbissen eignen sich perfekt für Twitter, Facebook und andere Häppchenmedien. Geraten die Newcomer aber in Verlegenheit, die konkreten Zutaten ihrer politischen Rezepte verraten zu müssen, beißen sie auffällig oft ab: viel Umhüllung, wenig Substanz.

Ein Seufzer der Überforderung: Viel mehr war EU-Wahl-Spitzenkandidatin Angelika Mlinar nicht zu entlocken, als sie in der Zeit im Bild 2 erklären sollte, was an der Europapolitik der Neos unverwechselbar sei. Auch Mastermind Strolz rettete sich bei der Hypo-Nationalratssitzung zum wiederholten Male mit Phrasen über inhaltliche Blößen hinweg. Von einem "kranken System" und "Versagen auf breiter Ebene" schwadronierte er - ohne seine Behauptungen an einem konkreten Sachverhalt festzumachen.

Für den Erfolg ist das vorerst nebensächlich. Die Neos leben derzeit vom allgemeinen Unmut über die etablierte Politik und nicht von ausgefeilten Konzepten. Doch allmählich sollte die Verpackung mit Inhalt gefüllt werden: Ein "neues" Österreich lässt sich nicht auf Luftblasen bauen. (Gerald John, DER STANDARD, 21.2.2014)