Auch wenn Erwachsene Jahrzehnte später mitunter nachts noch aus dem Albtraum hochschrecken, dass sie bei der – längst bestandenen – ­Matura durchrasseln: Diese nervenaufreibende Prüfung ist und bleibt der große Testfall fürs Leben nach der Schule.

Denn Hand aufs Herz: Würde man sonst in diesem Alter gleich in mehreren Fächern den Stoff der letzten Jahre durchackern? Sich ambitioniert mit vorwissenschaftlichem Arbeiten befassen? Schwachsinn. So reif sind viele Adoleszente noch nicht. Für die meisten Schüler braucht es den Thrill der Matura, dass sie sich im Frühsommer wochenlang konsequent in Bücher und Mitschriften vertiefen, anstatt lieber mit Gleichaltrigen abzuhängen.

Das schafft kein simples Abschlusszeugnis der achten Klasse: Nie mehr ist man so vollgestrebert mit Allgemeinwissen wie nach der Matura, nie mehr fühlt man sich so befreit wie mit dem Reifewisch in der Tasche, der einem die Tore zu den Hochschulen öffnet. Was vielen da noch nicht bewusst ist: dass auch an den Unis nicht das Highlife regiert, sondern – wie zu Maturazeiten – eher das kontemplative Strebern, will man vorwärtskommen.

Ohne Reifeprüfung würde an allen Unis außerdem schon vor der Inskription völlige Willkür herrschen, weil dann wohl jede Fakultät, jedes Institut und jede Studienrichtung einen eigenen Aufnahmetest einführt – womöglich mit dem berechtigten Hinweis, dass die Schulabgänger halt so ein unterschiedliches Niveau aufweisen. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 24.2.2014)