Füchse, Eulen und Schlüssel bevölkern die Kleider bei Dolce & Gabbana, Flammen lodern bei Roberto Cavalli, Blitze zucken hingegen auf den Kleidern von Bottega Veneta. Anne Feldkamp berichtet aus Mailand von den  Modeschauen für kommenden Herbst/Winter.

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Dolce & Gabbana

Vor der Show mussten sogar Ausweise vorgezeigt werden, danach aber wurde ein echter sizilianischer Sonntagsbraten serviert. Das, was Dolce&Gabanna im Metropoltheater in Mailand veranstalteten, darf wohl unter einem anständigen Märchennachmittag verbucht werden.

Foto: reuters/garofalo

Im Ambiente des ehemaligen Kinos, in dem Domenico Dolce und Stefano Gabanna seit 2005 ihre Shows veranstalten, ging ein bizarres wie aufwendiges Spektakel über die Bühne, zu dessen Kopfende ein theatralisches Setting: Da schraubte sich ein Baum in die Höhe, Schneeflocken wirbelten, die Models führten in flachen spitzen Schühchen Kleider, Röcke und Mäntelchen in A-Linie vor, viele geschmückt mit naiv-bunten Applikationen.

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Eulen, Füchse, Igel, Schwäne - und immer wieder Schlüssel. Ob wohl Anna dello Russo, die sich für die Show in ein hautenges rotes Lackkleid gequetscht hatte, demnächst das Rotkäppchen geben wird?

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Emporio Armani

Beweist da Giorgio Armani etwa plötzlich Humor? Der fast Achtzigjährige verwandelte in seiner Kollektion die Models in ein Heer androgyner Kobolde in Schwarz und Weiß, durchbrochen von wenigen türkisblauen Akzenten: Den ersten hingen übergroße runde Melonenhüte in die Augen, alle steckten unter zurecht gezupften schwarzen Kurzhaarperücken und immer wieder in Marlenehosen,...

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...die in der Länge bis über die Knöchel zusammengelaufen schienen. Damit liegt er hosenlängenmäßig in Mailand ganz auf der Höhe der anderen Designer. Deren Säume enden nämlich in dieser Saison gern irgendwo in der unteren Hälfte der Unterschenkel.

Foto: apa/epa/dal zennaro/Montage: derSTandard.at

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Cavalli

Roberto Cavallis körperliche Verfassung scheint gerade nicht die beste: Nachdem der 73-jährige Designer in seiner ersten Show für Just Cavalli noch von seiner Geschäftspartnerin gestützt wurde, ließ er sich am Samstag nur noch wenige Sekunden mit einer Krücke blicken. Zuvor aber wurde wenig Angst vor starken Bildern bewiesen: Um eine kreisrunde Wasserstelle loderte ein Feuerring, der den Besuchern im übervoll besetzten Zelt die Schweißperlen auf die Stirn trieb.

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Die Kollektion? Sollte an die Femme Fatale der Zwanziger angelehnt sein, das aber auf Cavalli-Art: Die Flammen züngelten theatralisch auf Kleidern und Pelzen, um die Beine der Models franselte es mal boden-, andere Male knielang. Die Cavalli-Kundin wird das freuen.

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Bottega Veneta

Wohl eines der Highlights der Modewoche, vielleicht weil sich Designer Thomas Maier auf das Wesentliche konzentriert. Er begnügte sich im großen und ganzen mit Kleidern in Jersey, Wollkrepp oder Seide.

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Bei den ersten Modellen schlugen vom Saum her grafische Blitze in Schwarz oder Terracotta in pudriges Beige, immer auf dem Radar: Die handwerkliche Raffinesse, mit der die Kleidungsstücke ausgetüftelt wurden. Zusammen gepuzzelte Lederapplikationen aufspringende Falten, halbtransparente bedruckte Stoffe, im Vorderteil mit feinen Drapierungen aufgewertet. Kleidgewordene Perfektion, die den Frauen Gutes tun will, so der Designer.

Foto: reuters/garofalo/apa/delzennaro/Montage: derStandard.at

Jil Sander

Das Modehaus Jil Sander scheint seit dem Herbst letzten Jahres in einer Art Schwebezustand: Seit Jil Sander nach einem kurzen dritten Intermezzo das Handtuch geworfen hat, muss ein Designteam in die Bresche springen. Gar nicht so einfach, nach solch charismatischen Persönlichkeiten wie Raf Simons und Jil Sander.

Foto: Jil Sander/Handout

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Über die Kollektion, die am Samstag gezeigt wurde, gingen die Meinungen auseinander: Ist das nun solide oder schon wieder belanglos? Immerhin, es liefen sieben Hosenanzüge durch den White Cube, Mäntel mit hoch geschnittenen Krägen, Kleider wurden an unerwarteten Stellen in der Taille gerafft, zarte, kreidige Farbtöne von grün bis flieder dominierten.

Foto: ap/aresu

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Dazu Schnürschuhe auf dezentem, durchgehendem Plateau, mal in neongelbem, türkis- oder puderfarbenem Python.

Foto: Reuters/Garofalo

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Marni

Diese Haare! Bei Marni klebten den Models die Frisuren so wirr am Oberkopf, als habe man ihnen die feuchten Strähnen mit einem Handtuch zurecht gestrubbelt.

Foto: Reuters/Garofalo

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Auch alles andere unterhalb ein Feuerwerk an Großzügigkeit: Schößchen, die sich zum Boden hin zu fast knöchellangen Volantröcken verlängern, Streifen, Federapplikationen, stark überschnittene Schultern an Mänteln und Sweatern, ja überhaupt: Etliche lange Mäntel, viele natürlich, man ist ja in Mailand, in Pelz, in der Taille zusammengehalten von breiten Gürteln. Außerdem nicht zu übersehen: Die Rocksäume sind seit Consuelo Castiglioni's letzter Herbstkollektion um einige Zentimeter vom Knie hinabgewandert. Das aber tut der Kollektion mindestens so gut wie die unaufgeräumten Haarnester auf dem Kopf.

Foto: APA/epa/bazzi

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Versace

In dem schmalen Schlauch in der Via Gesu, in dem das Haus Versace seine Schauen zeigt, lässt sich die Handschrift des Labels schon an den Eingangstüren ablesen: Zurückhaltung, die dürfen gerne andere üben. An diesem Abend ließ Donatella Versace in schnellem Schritt eine Armada toupierter Haaransätze los. Verlässlicherweise nahm die Designerin alles das in die Hand, was die Kollegen in Mailand vernachlässigen: Offensive Sexyness, diesmal mit diagonalen Schnitten in Szene gesetzt.

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Alles in allem hielt die Kollektion, was der Name Versace verspricht: Es gab enge ausgestellte Hosen, zipfelige asymmetrische Röcke, die Oberteile wurden mit Schulterklappen verstärkt, dazu Stickereien, Schnürstiefel und Goldschmuck in Dekolletes und um die Armgelenke. Zum Schluss wie immer die platinblonde Donatella – die winkte und schnell wieder hinter der Tür verschwand.

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Etro

Für das Schauenpublikum lagen bei Etro wie immer kleine Kissen zum Mitnehmen auf den Plätzen, – wie passend: Veronika Etro, die seit Ende der Neunziger in dem familiengeführten Mailänder Modeunternehmen das Design der Frauenkollektionen in der Hand hat, ließ eine Kollektion über den Laufsteg gleiten, die dem Kuschelbedürnis der Etro-Fans entgegen kommen dürfte.

Foto: ap/aresu

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Die Designerin hat sich von der Kleidung des russischen Baletttänzers Nurejew aus dem hauseigenen Archiv anregen lassen, ansonsten strebt sie mit ihren fließenden Silhouetten, Schulterüberwürfen, kaftanartigen Kleidern und langen Mänteln in warmen Farben und endlosen Mustervariationen vor allem Zeitlosigkeit an.

(Anne Feldkamp, derStandard.at, 24.2.2014)

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Foto: apa/epa/dal zennaro