Wie es mit der "Kärntner Tageszeitung" weitergeht, ist ungewiss.

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Klagenfurt - Die "Kärntner Tageszeitung" kämpft mit der Einstellung. Am Dienstag hat Konkursrichter Herwig Handl das Insolvenzverfahren eröffnet. Das von der SPÖ im Herbst 1945 als "Neue Zeit" gegründete Blatt hatte zuletzt mit heftigen finanziellen Turbulenzen zu kämpfen, der Bilanzverlust 2012 betrug 2,8 Millionen Euro. Geschäftsführer und de-facto-Eigentümer Dietmar Wassermann wird von den Behörden gesucht.

Mehrere Gehälter ausständig

Die Mitarbeiter haben seit Jahresanfang keine Gehälter mehr ausbezahlt bekommen, auch das Weihnachtsgeld von 2013 ist ausständig. Wassermann, der über eine komplizierte Firmenkonstruktion de facto Eigentümer ist - de jure ist es sein Sohn Daniel - wird vom Amtsgericht München gesucht, ihm wird Mehrwertsteuerbetrug in großem Stil vorgeworfen, gemeinsam mit elf weiteren Beschuldigten soll er den deutschen Fiskus um mindestens 3,8 Millionen Euro geprellt haben. Der 53-Jährige, der in Deutschland schon zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden ist, hat die Vorwürfe stets bestritten und erklärt, er werde sich den deutschen Behörden stellen. Das tat er allerdings nicht, nun gibt es einen internationalen Haftbefehl.

Für die Mitarbeiter, viele von ihnen sind seit Jahrzehnten dabei, wäre das Aus schmerzlich, sind doch Jobs in der Medienbranche gerade in Kärnten rar. Die Ansprüche werden nun wohl vom Insolvenzfonds übernommen. Die übrigen Gläubiger dürften auf dem größten Teil ihrer Forderungen sitzen bleiben, allein die Kärntner Gebietskrankenkasse verliert einige 100.000 Euro. Sie hatte zuletzt auch Konkursantrag gestellt. Masseverwalter Gerhard Brandl wird in den nächsten Tagen entscheiden, ob das Unternehmen geschlossen werden muss. Bei den Kreditschützern herrscht Skepsis bezüglich einer Fortführung, zumal ein Investor zwar von Wassermann kurz vor seinem Verschwinden angekündigt wurde, bisher aber nicht in Sicht ist.

SPÖ gab Mehrheit 2009 ab

Die Zeitung erschien ab Jänner 1946 täglich, 1965 wurde sie in "Kärntner Tageszeitung" umbenannt, 1981 wurde sie vom Hochformat auf Kleinformat umgestellt. 1990 stieg die Mediaprint als Kooperations- und Vertriebspartner ein, die Zusammenarbeit dauerte bis Ende 2009. Zu dieser Zeit gab die SPÖ ihre Mehrheit an der KTZ ab, Geschäftsführer Bernhard Wernig und Chefredakteur Ralf Mosser übernahmen gemeinsam 45 Prozent, mit zehn Prozent stieg der Medienunternehmer Hannes Berger ein.

Gebietskrankenkasse stellte Konkursantrag

2010 wurde eine Montag-Ausgabe eingeführt, eine Entscheidung, welche die Zeitung finanziell schwer belasten sollte, die Zusatzkosten konnten nicht annähernd durch Auflagensteigerungen bzw. mehr Inseratengeschäft kompensiert werden. Im Oktober 2010 zog sich die SPÖ schließlich völlig aus der KTZ zurück, Berger übernahm gemeinsam mit seinem Sohn Hansjörg Berger 100 Prozent an dem Blatt. Im Juni 2012 wurden die finanziellen Probleme auch öffentlich, die Gebietskrankenkasse stellte einen Konkursantrag. Damals waren knapp 170.000 Euro ausständig. Die Pleite konnte abgewendet werden, Berger holte Dietmar Wassermann ins Boot, der vorerst als "Kooperationspartner" vorgestellt wurde. Wenig später übernahm Wassermann die KTZ-Tochter "Bezirksjournale", die bereits im Dezember 2012 Konkurs anmeldete, ein Sanierungsverfahren wurde eingeleitet, im Sommer 2013 war endgültig Schluss. Im Jänner 2013 übernahm Wassermann offiziell die Mehrheit an der "Kärntner Tageszeitung", wenig später löste Claudia Grabner Ralf Mosser als Chefredakteurin ab.

Auslieferungsantrag der deutschen Behörden

Trotz der jährlichen Presseförderung in Höhe von mehreren hundert Tausend Euro war das Jahr geprägt von finanziellen Turbulenzen. So erhielten die Mitarbeiter im Sommer kein Urlaubsgeld, dieses wurde erst im November ausgezahlt. Gehaltszahlungen kamen nur noch schleppend, freie Mitarbeiter mussten teilweise monatelang auf Honorare warten. Im September stellten Ex-Mitarbeiter einen Konkursantrag, der gerade noch abgewendet werden konnte. Im Jänner spitzte sich die Situation zu, zum Konkursantrag kam der Auslieferungsantrag der deutschen Behörden gegen den KTZ-Eigentümer. Wassermann erhob Einspruch, blitzte aber beim Oberlandesgericht Graz ab. Am Tag bevor er sich den deutschen Behörden stellen sollte, verabschiedete er sich, aber statt nach Bayern zu fahren, tauchte er unter. (APA, 25.2.2014)