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Das größte Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat, ist ein Zeitgenosse von uns. Und es braucht Schutz.

Foto: REUTERS/Joshua Barton

Santiago de Chile - Mit einer Länge von 30 Metern und einer Masse von 200 Tonnen ist der Blauwal (Balaenoptera musculus) nicht nur das größte Tier der Gegenwart, sondern - soweit man weiß - aller Zeiten. Das alleine ist schon Grund genug, den sanften Riesen, der sich von winzigen Krill-Krebsen ernährt, zu schützen.

Das neue Refugium

Einen Vorstoß in diese Richtung hat nun Chile gesetzt, wie der WWF berichtet. Die chilenische Regierung hat ein 70.000 Hektar großes Meeresschutzgebiet zwischen der Insel Chiloé und dem Festland eingerichtet, wo es eine verhältnismäßig große Population von Blauwalen gibt. "Mehr als Hundert Blauwale kommen jedes Frühjahr im Golf von Corcovado zusammen, um ihre Jungen aufzuziehen und sich am reichen Krillvorkommen Fettreserven anzufressen. Es ist ein wichtiger Schritt, dass dieser einzigartige Rückzugsort der Wale jetzt geschützt wird", reagierte WWF-Meeresschutzexperte Axel Hein auf die chilenische Maßnahme.

Der WWF, der jahrelang in Chile zur Einrichtung eines solchen Schutzgebiets initiativ gewesen ist, weist auf die Vielfalt von Meeressäugern hin, die im Golf von Corcovado leben. 51 verschiedene Arten sind es - ausgerechnet die riesigen Blauwale wurden aber erst vor zehn Jahren dort entdeckt. Da es zu ihrem Wechsel zwischen Langstreckenwanderungen und längeren Aufenthalten im selben Gebiet immer noch viele offene Fragen gibt, soll das neue Schutzgebiet auch Forschungsprojekte ermöglichen. Einzelne Wale der Population sollen mit Sendern versehen werden, um mehr über Wanderrouten und wichtige Aufenthaltsorte zu erfahren - und wenn möglich auch diese gezielt zu schützen.

Enorme Veränderungen bei Bestandszahlen

Blauwale kommen in allen Weltmeeren vor, sie wandern dabei zwischen polaren Gewässern, die sie im Sommer bevorzugen, und subtropischen bzw. gemäßigten Breiten im Winter. Ihre Gesamtzahl wird auf unter 10.000 bis höchstens 25.000 Exemplare geschätzt: Eine deutliche Verbesserung gegenüber der Minimalbestandszahl auf dem Höhepunkt des Walfang-Zeitalters, als es weniger als 3.000 Tiere gewesen sein dürften.

Seit 1966 ist die Jagd auf Blauwale verboten, zu schaffen machen ihnen heute eher vom Menschen verursachter Unterwasserlärm und Verunreinigungen aus Lachsfarmen und überdüngten Gewässern. Das Ende der Bejagung führte immerhin zu einer Erholung, auch wenn diese nur langsam erfolgt - entsprechend dem langsamen Reproduktionszyklus der riesigen Tiere. Vorerst bleiben die heutigen Bestände ein schwacher Abklatsch dessen, was sich früher in dem Meeren getummelt hat: Schätzungen zufolge lebten vor dem Einsetzen des industriellen Walfangs alleine in antarktischen Gewässern 200.000 bis 300.000 Blauwale. (jdo/red, derStandard.at, 28.2.2014)