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Der Duft der Böcke wird in den Kopfhaaren gebildet.

Foto: REUTERS/Christian Hartmann

Tokio/Wien - Die Duftwolke, die Ziegenböcke umgibt, riecht eher streng. Doch woher genau kommt der Gestank, und wozu dient er? Anders als gemeinhin angenommen, geht der Gestank nicht vom Urin aus, sondern von den Haaren rund um den Kopf des Bocks.

Das ist seit längerem bekannt. Forscher um Yakuri Takeuchi und Yuji Mori von der Universität Tokio wollten mehr über das Eau de Ziegenbock herausfinden und setzten den männlichen Tieren (sowie kastrierten Geschlechtsgenossen als Kontrollgruppe) deshalb je eine Woche lang spezielle Kappen auf, mit denen sie die Geruchsbestandteile der Tiere einsammelten.

Bei Untersuchungen des männlichen Duftstoffcocktails stießen die Wissenschafter wenig überraschend auf verschiedene leicht flüchtige Substanzen, die - in der Luft zerstäubt - bei Geißen Wirkung zeigten. Doch auch damit gaben sich die Wissenschafter noch nicht zufrieden und analysierten die einzelnen Komponenten.

Das führte sie zu einer Substanz namens 4-Ethyloctanal, die leicht nach Zitrone riecht und direkt auf das Gehirn der Weibchen wirkt, wie die Forscher im Fachblatt "Current Biology" schreiben. Dieser heimlich wirksame Duftstoff war in der Natur bisher nicht gefunden worden. Und er sorgt auch für den Gestank: An der Luft oxidiert 4-Ethyloctanal zu einer Säure, die auch für Menschen streng riecht - nach Ziegenbock.

Zudem konnten die Forscher mittels einer neuen Methode - erstmals überhaupt bei einem Tier - zeigen, wie ein Pheromon gezielt bestimmte Hirnregionen aktiviert und das für Vermehrung zuständige Hormonsystem "einschaltet".

Die japanischen Forscher gehen davon aus, dass ihre Erkenntnisse auch für andere Säugetiere gelten könnten. Denn das reproduktive System im Gehirn sei evolutionär erstaunlich konservativ. (tasch/DER STANDARD, 1. 3. 2014)