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Überlastete Schuldner besetzen in Alicante eine Bankia-Filiale. Die Probleme in Spaniens Bankensektor bleiben gewaltig.

Foto: apa/epa/Manuel Lorenzo

Eine erste Aktientranche der mit 22,4 Milliarden Euro geretteten Bankia ist wieder in Privatbesitz. Über den spanischen Bankenrettungsfonds FROB wurden Ende vergangener Woche knapp 7,45 Prozent der Bankia-Aktien verkauft. Insgesamt nahm der FROB dabei 1,3 Milliarden Euro ein. Selbst US-Großinvestor George Soros griff nach dem Einstieg bei der Ex-Alpine-Mutter FCC Ende 2013 neuerlich auf dem spanischen Börsenparkett zu und zeichnete Bankia-Papiere. Ebenso gekauft haben die als "Geierfonds" titulierte Investmentgesellschaften à la Capital World Investors, Schroders und andere Hedgefonds.

"Besser geht es nicht", jubelte selbst die stets kritische Wirtschaftszeitung El Confidencial. In Summe gingen 863,8 Millionen Bankia-Aktien à 1,51 Euro pro Titel an Großinvestoren, mehrheitlich aus den USA und England. Zum Zeitpunkt der Notverstaatlichung hatte Spanien 1,35 Euro pro Aktie berappt. Madrid hält noch 60,9 Prozent an Bankia, einem einstigen Kassenbund um die Caja Madrid und der BFA-Bank.

Um die gesamten Kosten der Rettungsgelder wieder einzunehmen, müsste der Kurs der Papiere allerdings um weitere 88 Prozent steigen und mindestens 2,85 Euro erreichen.

Staat hält noch 61 Prozent

Dieser Wert ergibt sich durch die staatlichen Ausgaben für die Bankia in den vergangenen drei Jahren. Dazu zählen etwa die Kosten der letzten Kapitalaufstockung im Mai 2013 (10,6 Mrd. Euro), als der FROB als Alleineigentümer der BFA auch die Bankia zur Gänze übernahm. Hinzu kamen weitere 4,45 Mrd. Euro, die bereits 2010 über den Ankauf von Vorteilsaktien investiert wurden.

Bankia-Präsident José Ignacio Goirigolzarri und Wirtschaftsminister Luis de Guindos (Partido Popular, PP) zeigten sich hochzufrieden nach dem ersten Schritt zur Reprivatisierung.

Sie sehen die Erholung der spanischen Wirtschaft und des Finanzsystems deutlich gestärkt. "Es ist nun wahrscheinlicher, die gesamte Rettungssumme wieder einzunehmen", sagte José Sevilla, Bankia-Generaldirektor zum staatlichen Radio RNE. Zwar hatte die Nachfrage (2,5 Milliarden Aktien) das Angebot um das Dreifache übertroffen, dennoch soll 90 Tage kein weiterer Verkauf statt finden, betonte das Bankia-Management. Man habe auf Anraten ihrer Berater von Rothschild ein sogenanntes "lock-up" verhängt.

Hoffnung lebt wieder

"Es wird nicht einfach, die gesamten öffentlichen Gelder, die in die Bankia gesteckt wurden, wiederzubekommen", sagt Ökonom Santiago Carbó Valverde im Standard-Gespräch: "Es ist aber ein erstes gutes Signal, das Hoffnung gibt." Risiken blieben bestehen, warnt aber der Universitätsprofessor an der Bangor University in Wales und Berater des Dachverbands der spanischen Sparkassen Funcas: "In erster Linie wegen der exzessiven Rate an Zahlungsausfällen bei faulen Krediten." Er ist überzeugt, "die Regierung wolle durch den schrittweisen Verkauf jegliche Gefahren minimieren". Spaniens Finanzsystem sei zwar in puncto Personalreduktion und Filialschließungen um vieles weiter als seine EU-Partner: "Der Sektor ist aber nach wie vor überdimensioniert. Das wiegt im schwächeren makroökonomischen Kontext schwerer."

Da die spanische "Bad Bank" Sareb nur zaghaft die Altlasten der geplatzten Immobilienblase abträgt und 2013 mit Verlusten schließt, warnte der IWF zuletzt Madrid, und forderte ein, die Abverkäufe zu beschleunigen.

Bankia-BFA verbuchte 2012 mehr als 19 Milliarden Euro Verlust, schrieb jedoch 2013 wieder 818 Millionen Euro Gewinn. (Jan Marot aus Granada, DER STANDARD, 3.3.2014)